Adenauer: „Ich war ein Verfolgter des NS-Regimes“

25. September 2022

Konrad Adenauers Narrative zu seinem Aufstieg nach 1945. „Ich war ein Verfolgter des NS-Regimes“ – mit diesem Narrativ begann Konrad Adenauer seinen Aufstieg als Vorsitzender der neugegründeten CDU und dann als Bundeskanzler. So verbreitet es auch heute die staatlich subventionierte Konrad-Adenauer-Stiftung. Doch der frühzeitige Mussolini-Fan bekam vom NS-Regime eine hohe Pension, von 1933 bis 1945, konnte seine Einnahmen aus einem Dutzend Aufsichtsräten (Deutsche Bank, Lufthansa, RWE, Rheinbraun …) behalten, konnte sich in Rhöndorf ein großes Grundstück kaufen und eine Wohnanlage mit großen Zimmern, Bibliothek, Terrasse, auch wieder mit großem Weinkeller und mit einem noch viel größeren Garten bauen lassen, hatte Devisen für Urlaub in der Schweiz, wurde von Goebbels gegen kritische Veröffentlichungen geschützt, verkehrte mit Industriellen und Bankiers, lehnte jede Anfrage zum Widerstand ab – von links bis rechts. Von Werner Rügemer (Nachdenkseiten).

Nach 1945 trat er sofort in die Vereinigung der Verfolgten des Nazi-Regimes Bund der Antifaschisten (VVN) ein, bevor er sie als Bundeskanzler gnadenlos verfolgen ließ und selbst zum Verfolger wurde. Er war ein begehrter Aussteller von „Persilscheinen“ für Arisierungsaktivisten wie Deutsche-Bank-Chef Hermann Josef Abs. Mithilfe eines halbjährigen Stipendiums aus dem Corona-Hilfsprogramm des Landes NRW erschloss der Kölner Publizist Werner Rügemer dafür neue Quellen. Wir veröffentlichen aus dem umfangreichen Text einen kurzen Auszug, den Rügemer für die Lesung „War es einmal? Wahre Geschichten und erfundene Storys. Historisches“ am 23.9.2022 im Stadtarchiv Bochum verfasste. Der Veranstalter, der Verband der Deutschen Schriftstellerinnen und Schriftsteller VS, dessen Mitglied Rügemer ist, lehnte den Text ab: Er störe die Harmonie und sei nicht genügend unterhaltsam.

Hier geht es zum Artikel: https://www.nachdenkseiten.de/?p=88428

Schulleitung erklärt VVN-BdA-Mitglied zur unerwünschten Person

15. September 2022

Nur ohne Kommunistin

Interview: Christoph Hentschel (UZ)

Die Ausstellung „Gegen das Vergessen – Widerstand und Verfolgung in Mülheim an der Ruhr 1933 – 1945“ der VVN-BdA Mülheim sollte eigentlich in einer der örtlichen Realschulen gezeigt werden. Dann erhielt die Verfolgtenorganisation folgende E-Mail der Schulleitung: „Liebe Frau Ketzer, aufgrund der doch großen Verunsicherung in unserem Kollegium bezüglich Ihrer Person und Ihrer Parteizugehörigkeit hat unsere Schulleitung sich mit der Rechtsabteilung der Bezirksregierung kurzgeschlossen. Wir haben nun 3 Optionen: 1. Ihr Kollege führt alleine durch die Ausstellung 2. meine Kollegen besprechen die Ausstellung alleine mit den Klassen oder 3. wir bauen wieder ab.“ Inge Ketzer ist die Stellvertretende Kreisvorsitzende der VVN-BdA und Mitglied der DKP. Die VVN-BdA veröffentlichte daraufhin einen Offenen Brief, in dem sie mit Betroffenheit und Besorgnis feststellt, dass in diesem Vorgehen der Schule Intoleranz und Ausgrenzung sichtbar werden und „ein vertrauensvolles Zusammenwirken in demokratischem Konsens nicht gegeben zu sein scheint. Mit Bedauern sehen wir uns deshalb veranlasst, die Ausstellung abzubauen.“

UZ: Ihr habt der Realschule ein Gesprächsangebot gemacht. Hat sich die Schulleitung mittlerweile bei euch gemeldet?

Inge Ketzer: Mittlerweile hat sich die Direktorin bereit erklärt zu einem Gespräch mit der VVN-BdA Mülheim an der Ruhr. Aber kein Wort dazu, ob ich da erwünscht bin oder nicht. Auch David Lüngen, der Mülheimer Schuldezernent, an den unser offener Brief gerichtet war, hat insofern darauf reagiert, als er sich bei der Schulaufsicht, bei der Bezirksregierung und der Schulleitung informiert hat und der Presse mitteilte: „Es bestand und besteht Interesse daran, die Ausstellung an der Schule zu belassen, wo sie weiterhin steht.“ Bisher hat die VVN-BdA noch keine direkte Antwort vom Schuldezernenten.

UZ: Nachdem die Schulleitung keine weiteren Gründe außer deiner Parteimitgliedschaft genannt hat, schreibt ihr in eurem Brief, dass es auch darum gehen könnte, dass du eine der SprecherIn der Bürgerinitiative für den „Erhalt unserer VHS in der MüGa“ bist. Wie kommt ihr darauf?

Inge Ketzer: Die Volkshochschule in der MüGa ist zwischenzeitlich denkmalgeschützt und wurde vor fünf Jahren überfallartig wegen Brandschutzmängeln geschlossen, obwohl diese Mängel seit mindestens zehn Jahren von der Feuerwehr beanstandet wurden. Diese VHS ist ein wichtiger Ort für die Weiterbildung und Integration der Bürgerinnen und Bürger hier in Mülheim. Die Volkshochschule ist ein Politikum. Wir kämpfen seit sieben Jahren um deren Erhalt und haben bei einem Bürgerentscheid über 18.000 Ja-Stimmen erhalten, damit die Volkshochschule saniert und im Besitz der Stadt als VHS bleibt. Zum Vergleich: So viele Stimmen hat in den letzten Jahrzehnten keine Partei in der Kommunalpolitik erhalten, um ins Parlament einziehen zu können. Die Menschen sagen, wir haben mit der Initiative die Stadt aufgerüttelt.

Der Stadtrat und die Verwaltung haben ganz perfide gesagt: Es wird das dazu nötige Geld für die VHS bei den Schulen, Schwimmbäder und Sporthallen fehlen. Auch die SPD schießt schon länger gegen die Volkshochschule, da sie zum Tafelsilber der Stadt gehört, die man gerne zu Geld machen würde.

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Vortrag in der Gedenkstätte Esterwegen

14. September 2022

Die Emslandlager in den Erinnerungskulturen (1945–2011)

am Beispiel der sogenannten „Russenfriedhöfe“.

Vortrag von Dr. Ann Katrin Düben in der Gedenkstätte Esterwegen

In den Kriegsgefangenenlagern im Emsland und der Grafschaft Bentheim starben im Zweiten Weltkrieg über 20.000 sowjetische Soldaten an den unmenschlichen Bedingungen der Gefangenschaft. Sie kamen aus Russland, der Ukraine, dem Kaukasus und vielen anderen Teilrepubliken der damaligen Sowjetunion. Ihre Leichname wurden in der Nähe der Lager auf Friedhöfen bestattet, die heute als Kriegsgräberstätten erhalten werden. Insgesamt gibt es sieben von ihnen im Emsland und der Grafschaft Bentheim.

In der Nachkriegszeit geriet diese Opfergruppe durch den Ost-West-Konflikt lange Zeit in Vergessenheit und die Erinnerung sowie Gestaltung der ehemaligen Lagerfriedhöfe durchlief unterschiedliche Phasen von Verdrängung und Aufarbeitung.

Darüber berichtet am 20. September 2022 um 18:30 Uhr Dr. Ann Katrin Düben in der Gedenkstätte Esterwegen.

Ann Katrin Düben studierte Mittlere und Neuere Geschichte in Leipzig und promovierte dort am Lehrstuhl für Geschichtsdidaktik. Seit August 2019 ist sie Leiterin der Gedenkstätte Breitenau. Im Frühjahr 2022 erschien beim Verlag Vandenhoeck & Ruprecht ihre Studie „Die Emslandlager in den Erinnerungskulturen 1945 – 2011“, die eine große Lücke in der Forschung um die Lager im Emsland und der Grafschaft Bentheim schließt.

Der Vortrag mit anschließender Diskussion ist Teil des Rahmenprogramms zur aktuellen Ausstellung „Dimensionen eines Verbrechens. Sowjetische Kriegsgefangene im Zweiten Weltkrieg“ in der Gedenkstätte Esterwegen, die noch bis zum 14. Dezember 2022 zu sehen ist. Der Eintritt ist frei.

Ort: Gedenkstätte Esterwegen, Seminarraum 2

Zeit: Dienstag, 20.09.2022, 18:30 Uhr

Bild: Buch-Cover und der ehemalige Friedhof des Kriegsgefangenenlagers Dalum, 1953. Quelle: Emsland-Nachrichten / Archiv der Gemeinde Geeste

Rede auf der Mahnveranstaltung zum Antikriegstag in Aurich

12. September 2022

von Hans Hammerich (Kreisvorsitzender des DGB Aurich)

DGB Mahnveranstaltung Antikriegstag 01.09.2022

Medienkritik zur Kriegsberichtserstattung

Man sagt, das erste Opfer eines Krieges ist die Wahrheit.                                                                          Von allen Seiten hört man nur Propaganda und Lügen. Eine Ausnahme gibt es nur, wenn gar nicht berichtet wird, sondern alles geheim gehalten wird.

Was haben unsere KSK-Soldaten in Afghanistan getan?

Im Jugoslawienkrieg waren diese Lügen der Hufeisenplan und das Massaker von Racak, die als Begründung für den Kriegseintritt Deutschlands dienten.

Die Medienberichterstattung in Zusammenhang mit dem sogenannten „Massaker von Račak“ ist ein wichtiges Beispiel für die Instrumentalisierung der Medien und „wohl eine der entscheidendsten Weichenstellungen zum Krieg gegen Jugoslawien“ gewesen. Obwohl trotz der internationalen gerichtsmedizinischen Untersuchung keine Klärung des Tatvorgangs erreicht wurde, haben „als seriös geltende deutschsprachige Tageszeitungen“ als „Wegbereiter und Weichensteller zum Krieg“ fungiert, indem sie inhaltlich von unbelegten und sogar widerlegten Gräueltaten der Serben wie Verstümmelungen oder Schändungen der Leichen und Hinrichtungen durch Genickschüsse berichtet haben. In der Folge ist es auch inhaltlich und sprachlich zu Ausschmückungen der Art des Todes und der angeblichen Verstümmelungen gekommen, die geeignet waren, eine besondere „Bestialität“ der Täter und die Authentizität der Berichte suggerieren.

Aus dem Krieg in der Ukraine gibt es jetzt ähnliche Berichte.

In diesem Jahr hatte man den Eindruck, dass die Kriegsbegeisterung in den Medien so groß ist, wie es schon seit 1914 nícht mehr der Fall war. In meinem persönlichen Umfeld kann ich das nicht bestätigen.

Aber den Redakteuren und Moderatoren scheint ja alles recht zu sein, was die Auflagen bzw. Quoten erhöht.

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Bericht von der Antikriegs-Mahnveranstaltung in Esterwegen

10. September 2022

  • 4. September 2022
Stefan Eikens

Bei der heutigen Mahnveranstaltung des DGB auf der KZ-Begräbnisstätte Esterwegen zum Antikriegstag stellte Stefan Eikens, der Vorsitzende des DGB Kreisverbands Nördliches Emsland fest, dass mit dem kriegerischen Überfall Russlands auf die Ukraine der Krieg in Europa zurück sei und mit ihm seien Tod, Zerstörung und Elend zurück gekehrt. Der DGB fordere, dass die Waffen überall wieder schweigen müssten. Die Sicherheitsordnung liege in Trümmern und die Fortführung des Krieges durch Russland eskaliere die Situation.

Gerold Siemer

Diese Situation erfordere neue Antworten, die nicht in einer weiteren Militarisierung der Politik und in einem neuen Rüstungswettlauf bestehen könnten. Vielmehr müssten Abrüstung und eine Ächtung aller Atomwaffen, sowie eine kooperative Außen- und Sicherheitspolitik die Antwort sein.

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Demontage sowjetischer Denkmäler: „Unbehagen angesichts solcher Tendenzen“

29. August 2022

29. August 2022 Harald Neuber

Lettland hat ein Denkmal für Sowjet-Soldaten im Zweiten Weltkrieg beseitigt. Wie ist das zu bewerten? Drei Fragen an den Historiker Ulrich Schneider.

Herr Schneider, in Riga wurde ein Denkmal für die Rote Armee im Zweiten Weltkrieg demontiert. Als Begründung wurde angeführt, es handele sich um ein Symbol der russischen Besatzung Lettlands.

Ulrich Schneider: Das Denkmal wurde in der jetzt bestehenden Form zum 40. Jahrestag des Sieges im „Großen Vaterländischen Krieg“ im Mai 1985 errichtet. Es war und ist damit ein Symbol der Befreiung auch der baltischen Republiken von der faschistischen Barbarei und hat keinen Bezug zur Einbindung des Baltikums in die UdSSR nach 1945.

Dr. Ulrich Schneider ist Historiker und Generalsekretär der Internationalen Föderation der Widerstandskämpfer (FIR) – Bund der Antifaschisten

Da jedoch im heutigen Geschichtsnarrativ der lettischen Regierung der militärische Sieg über die deutschen Besatzer nicht als Befreiung, sondern als Beginn einer „russischen Okkupation“ definiert wird, ist aus ihrer Sicht ein solches Denkmal natürlich nicht mehr akzeptabel.

Hier geht es zum Artikel auf telepolis: https://www.heise.de/tp/features/Demontage-sowjetischer-Denkmaeler-Unbehagen-angesichts-solcher-Tendenzen-7246650.html

Mitgliederversammlung

28. August 2022

Mitgliederversammlung der Kreisvereinigung des VVN-BdA

Ostfriesland e. V.

am Mittwoch, dem 31. August 2022, um 19 Uhr

Ort:  Leer, Blinke 61, VHS, Raum 8 

Zeit: 19.00 Uhr – ca. 21.00 Uhr 

Erinnerung an NS-Arbeitslager: Moorweg wird ausgebessert

26. August 2022

Mehr als 30.000 Menschen starben im Emsland in Lagern der Nationalsozialisten. Auch ein Moor-Weg erinnert soll an die Straf- und Kriegsgefangenenlager der Nazis. Der Weg wird nun ausgebessert.

In Hoogstede, am Standort des ehemaligen Lagers Bathorn, führt der Holzweg in jenes Moor, in dem die Lagerinsassen bis zum Tod schuften mussten. Der Moorweg ist ein Kunstprojekt, das die Natur nutzt, um an die Verbrechen der Nazis zu erinnern. Der mehr als 20 Jahre alte Holzweg muss immer wieder ausgebessert werden – in dieser Woche haben sich darum 16 Teilnehmende eines Sommercamps im Koster Frenswegen darum gekümmert.

„Vergangenheit nicht aus dieser Natur rauszulösen“

Am Waldrand der Siedlung Lager Bathorn drehen zwei Frauen Schrauben in schmale Eichenholzplanken. Sie ersetzen morsche Holzstücke, die überall auf dem mehr als einen Kilometer langen Rundweg zu finden sind. Der windet sich federnd über weiche Torfböden, schlägt Brücken über alte, angelegte Gräben. Diese Zeugnisse des Arbeits- und Gefangenenlagers Bathorn beschäftigen Ann Kathrin Müller. Sie hält den Akku-Schrauber in der Hand und sagt: „Dass diese Natur hier, so wie sei jetzt erscheint, nur so erscheinen kann wegen dieser NS-Vergangenheit. Und dass diese NS-Vergangenheit auch nicht aus dieser Natur rauszulösen ist.“

Hier geht es zum Artikel auf ndr.de: https://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/osnabrueck_emsland/Erinnerung-an-NS-Arbeitslager-Moorweg-wird-ausgebessert,emslandlager116.html

15. Emder Friedenstage

22. August 2022

Programm

Mittwoch, 31. August, 19.30 Uhr, Neue Kirche: „Der Krieg in der Ukraine – Hintergründe und mögliche Auswege“. Der Journalist und Soziologe Jörg Kronauer wird in seinem Vortrag der Frage nachgehen, wie es zu diesem Krieg gekommen ist, wer die eigentlichen Konfliktparteien sind, wer dabei welche kurz- und langfristigen Ziele verfolgt und wer die Leidtragenden sind. Perspektivisch wird er versuchen, Wege aufzuzeigen, wie der Krieg beendet werden könnte.

Donnerstag, 8. September, 19.30 Uhr, Neue Kirche: „Hat der Pazifismus „ausgedient?“ Martina Basso, Leiterin des Mennonitischen Friedenszentrum Berlin, wird eine alternative Position zu militärischen Konfliktlösungen darstellen. Sie wird eine theologisch-ethisch fundierte Begründung für die pazifistische Grundhaltung geben und deutlich machen, dass der Pazifismus keineswegs ausgedient hat.

Dienstag, 13. September, 19.30 Uhr, Neue Kirche: „Zivile Konfliktbearbeitung trotz Zeitenwende“. Dominique Pannke und Peter Tobiassen berichten aus der Arbeit des Forums Ziviler Friedensdienst. Das Forum engagiert sich mit Fachkräften der zivilen Konfliktbearbeitung in Israel/Palästina, im Libanon, in Jordanien, im Irak, in der Ukraine, in Kambodscha, auf den Philippinen und in einigen Ländern auf dem westlichen Balkan.

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Antikriegstag 2022 Esterwegen

22. August 2022

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