30. August 2021: Menschenkette in Leer

26. August 2021

Am 30. August um 18:00 Uhr findet auf dem Denkmalsplatz die allmonatliche Menschenkette „Leer zeigt Haltung für Respekt und Menschenwürde“ statt. Zentrales Thema der Veranstaltung ist eine Erinnerung an und Würdigung der Antifaschistin Esther Bejarano.

2. August Roma-Holocaust-Gedenktag: Der Ignorierte Völkermord. Ausstellung in Göttingen

2. August 2021

By RAN in Artikel on July 24, 2021.

Am 2. August 1944 wurden alle Roma und Sinti ermordet, die bis dahin im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau überlebt hatten. 4300 Menschen wurden in die Gaskammern geschickt und damit das „Z-Familienlager“ „liquidiert“. Daher gedenken Roma weltweit am 2. August der im Zweiten Weltkrieg von den Deutschen und ihren Verbündeten ermordeten Roma Europas.

In diesem Jahr jährt sich der Überfall auf die Sowjetunion zum 80. Mal. Der Vernichtungskrieg gegen die Sowjetunion hat ca. 30 Millionen Menschen das Leben gekostet, der überwiegende Teil davon Zivilist_innen. Mit dem Überfall begann auch die Vernichtung der sowjetischen Roma. Der Völkermord gegen die Roma der Sowjetunion ist nach wie vor wenig erforscht und kaum bekannt.

Ab dem 2. August zeigt das Roma Center/ Roma Antidiscrimination Network die Ausstellung „Der ignorierte Völkermord. Roma in der Ukraine 1941-1944“. Die Macher_innen der Ausstellung sprechen bewusst nicht von einem „vergessenen“, sondern von einem ignorierten Völkermord. Denn in den Familien der Überlebenden war der Völkermord stets präsent, während die Mehrheitsgesellschaft ihn ignoriert habe. Sowohl in Deutschland als auch in der Ukraine.

Die Ausstellung beschäftigt sich mit den Hintergründen und der Durchführung des Völkermords an den ukrainischen Roma. Das Herzstück der Ausstellung bilden die Erzählungen der Überlebenden des Porajmos in der Ukraine. Interviews mit den Zeitzeug_innen kann man per QR-Code im Original anhören.

Wann: Vom 2. bis 30 August 2021 während der Öffnungszeiten des Neuen Rathauses

Wo: Foyer des Neues Rathauses, Hiroshimaplatz 1-4, Göttingen

»Es hatte seine Nachteile, ein ›Kommunistenkind‹ zu sein«

1. August 2021

Über die Erinnerungen der Widerstandskämpferin Katharina Jacob und das Aufwachsen in ihrer Familie während der Nachkriegszeit in der BRD. Ein Gespräch mit Ilse und Katharina Jacob Interview: Markus Bernhardt

1.jpg
Privat, Collage: Jessica Weber/jW Bilder aus dem Familienalbum der Widerstandskämpferin Katharina Jacob (links)

Ilse Jacob, geboren am 9. November 1942, war bis zu ihrer Pensionierung Lehrerin an einer Hamburger Gesamtschule, eine der Landessprecherinnen der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA) Hamburg und arbeitete in der DKP Hamburg-Nord mit. Aktuell hält sie häufig Lesungen aus dem Buch ihrer Mutter »Widerstand war mir nicht in die Wiege gelegt«

Im vergangenen Jahr haben Sie das Buch »Widerstand war mir nicht in die Wiege gelegt« Ihrer Mutter Katharina Jacob, einer bekannten Kommunistin, Widerstandskämpferin und KZ-Überlebenden, veröffentlicht. Sie haben die Aufzeichnungen, die Ihre Mutter in den 1980er Jahren angefertigt hatte, bevor sie am 23. August 1989 in Hamburg verstarb, wo notwendig ergänzt und mit einem sehr persönlichen Nachwort versehen. Warum war es Ihnen wichtig, dieses Buch zu veröffentlichen?

Ilse Jacob: Ich weiß nicht, ob meine Mutter schon eine Veröffentlichung im Kopf hatte, als sie begann, ihre Erinnerungen aufzuschreiben. Ich denke, sie wollte vor allem ihren Enkelinnen und Enkeln mit auf den Weg geben: Findet euch mit Unrecht nicht ab. Ein Schüler, in dessen Klasse meine Mutter von ihrem Leben in der Nazizeit erzählt hatte, schrieb ihr: »Sie haben zwar gesagt, dass Sie nur eine kleine Rolle gespielt haben, aber ohne die Kleinen hätten die Großen auch nichts machen können.« Genau das zu vermitteln, ist mir auch wichtig, und ich denke, dass die Erinnerungen meiner Mutter dabei helfen können.

Katharina, ist es eigentlich Zufall, dass Sie den gleichen Vornamen wie Ihre Großmutter tragen?

Katharina Jacob: Nein, das ist sicherlich kein Zufall. Als ich Kind war, haben wir quasi zusammengewohnt, und ich habe mich am Telefon immer mit »Katharina Jacob, die Kleine« gemeldet, damit die Anrufenden uns nicht verwechseln. Auch heute noch passiert es mir immer wieder mal, dass Leute aufgrund meines Namens eine Verbindung zu meiner Großmutter herstellen, das freut mich immer sehr.

Hier geht es zum Artikel in der jungen Welt: https://www.jungewelt.de/artikel/407462.antifaschismus-es-hatte-seine-nachteile-ein-kommunistenkind-zu-sein.html

„Gemeinsam in einem Staat leben“

19. Juli 2021

Zum Tod der KZ-Überlebenden Esther Bejarano schreibt Gesine Janssen aus Krummhörn-Uttum in einem in der Ostfriesen Zeitung vom 19.7.2021 veröffentlichten Leserbrief:

Im Jahr 2015 besuchte ich Esther Bejarano in Hamburg und lud sie zu einem Konzert im Rahmen des Thementages „Das Schweigen brechen – Gerechtigkeit schafft Frieden in Palästina und Israel“ in Stuttgart ein. Sie sagte sofort zu und erzählte, sie sei schon immer gegen die unmenschliche Politik gegenüber den Palästinenserinnen gewesen. „Wenn ich das sage, werde ich als Antisemitin bezeichnet.“ Ich finde es schade, dass ihre kritische Haltung gegenüber der israelischen Regierungspolitik in öffentlichen Nachrufen nicht erwähnt wird. Ihr Engagement gegen Antisemitismus und Rassismus und ihr Widerstand gegen jegliches Unrecht hat mich tief beeindruckt. Frau Bejarano hatte einen triftigen Grund dafür, dass sie Israel verließ und nach Deutschland zurückkehrte. Sie berichtete, dass, nachdem sie sich mit ihrem Mann offen gegen den Zionismus gestellt hat, sie beide derartigen Repressionen in Israel ausgesetzt gewesen seien, dass sie sich zur Auswanderung nach Deutschland gezwungen sahen. Zum Kampf der Bewohner des Gaza-Streifens: Ich bin der Meinung, die Palästinenser haben das Recht, sich gegen das, was Israel ihnen antut, zur Wehr zu setzen. Ich bin Antizionistin – auf jeden Fall. Ich wünsche mir, dass Palästinenser und Juden gemeinsam in einem Staat leben. Das Land, auf dem sich heute Israel befindet, war seit jeher auch das Land der Palästinenser. Da beide nicht im Frieden miteinander leben können, sollten die Palästinenser zunächst ihren eigenen Staat bekommen.

Bewegender Abschied

19. Juli 2021

jungeWelt

Esther Bejarano wurde am Sonntag in Hamburg beigesetzt. Bei Trauerfeier findet Rolf Becker klare Worte Von Kristian Stemmler, Hamburg

4.jpg
Jonas Walzberg/dpa-Pool/dpa »In unseren Herzen lebst du weiter«: Der Sarg von Esther Bejarano in der Kapelle des Jüdischen Friedhofs Ohlsdorf

Immer wieder brach Rolf Becker die Stimme. Vor allem bei den letzten Sätzen seiner Rede rang er um Fassung. »Du bist und bleibst anwesend, bleibst bei uns«, sagte der Schauspieler und Aktivist. Gerichtet an eine Frau, die ihn, wie Becker zuvor berichtet hatte, nicht nur als guten Freund, sondern als ihren »kleinen Bruder« gesehen und geliebt hatte. Es war wohl der berührendste Moment der Trauerfeier für Esther Bejarano am Sonntag mittag in der Kapelle des Jüdischen Friedhofs Ohlsdorf in Hamburg. Nach einem kurzen Moment kam – ungewöhnlich bei einer Trauerfeier – spontan Beifall auf, der auch draußen vor der Kapelle und weiter auf der Zufahrtsstraße zum Friedhof, wo viele hundert Menschen vor Lautsprechern die Veranstaltung verfolgten, zu hören war.

Im kleinen Andachtsraum der Kapelle hatten 30 Menschen Platz finden können, darunter Esther Bejaranos Tochter Edna und ihr Sohn Joram sowie als Repräsentanten der Politik Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher, Bürgerschaftspräsidentin Carola Veit und die Berliner Staatssekretärin Sawsan Chebli (alle SPD). Es war Becker und den Besuchern draußen zu verdanken, dass aus der Trauerfeier nicht nur ein würdiges Abschiednehmen von Esther Bejarano wurde, die am 10. Juli im Alter von 96 Jahren gestorben war, sondern auch eine beeindruckende politische Manifestation. Anders als bei vielen Würdigungen nach ihrem Tod, kam an diesem Tag noch einmal all das zur Sprache, was für die Überlebende des KZ Auschwitz-Birkenau, die aktive Antifaschistin, Musikerin und Vorsitzende des Auschwitz-Komitees Deutschland im Zentrum des Kampfes stand.

Schon eine Stunde vor Beginn der Trauerfeier waren Menschen in kleinen Gruppen an der Westseite des Ohlsdorfer Friedhofs entlang zum Jüdischen Friedhof im Süden des riesigen Geländes geströmt. Fast durchweg schwarzgekleidet, darunter viele junge Menschen, manche mit dem Antifa-Logo auf dem T-Shirt. Auf den Friedhof durften nur geladene Gäste, die in der Kapelle oder direkt davor an der Feier teilnahmen. Viele hundert versammelten sich daher auf der Zufahrtsstraße. Nicht wenige hatten selbstgemachte Schilder mitgebracht. Auf denen stand: »In unseren Herzen lebst du weiter …« oder »Wir werden nicht schweigen, versprochen Esther!«

Hier geht es zum Artikel in der jW: https://www.jungewelt.de/artikel/406561.nach-tod-von-antifaschistin-bewegender-abschied.html

Hunderte Menschen nehmen Abschied von Esther Bejarano

19. Juli 2021

ndr.de

Die Holocaust-Überlebende Esther Bejarano ist am Sonntag in Hamburg auf dem Jüdischen Friedhof Ohlsdorf beigesetzt worden. Politik, Familie, Freundinnen und Freunde nahmen Abschied.

Blumenkränze zierten den kleinen Andachtsraum in der Kapelle, in der nur 30 Gäste Platz fanden. Deshalb wurde die Trauerfeier auf Video-Leinwänden nach draußen übertragen. Hunderte waren auf den Jüdischen Friedhof gekommen, um Abschied zu nehmen. Ehrengäste waren unter anderem Bürgerschaftspräsidentin Carola Veit und der Erste Bürgermeister Peter Tschentscher (beide SPD). „Mit ihrem außergewöhnlichen Engagement hat Esther Bejarano über viele Jahrzehnte wichtige Impulse gegeben für Demokratie, Erinnerungskultur und Gleichberechtigung in Deutschland“, sagte Tschentscher bei der Zeremonie. „Wir werden ihr Andenken würdigen und uns dafür einsetzen, ihre Botschaft weiterzutragen.“ Veit betonte anlässlich der Trauerfeier: „Als Überlebende der Konzentrationslager Auschwitz und Ravensbrück hat sie wichtigste Aufklärungsarbeit an Schulen und Universitäten geleistet.

Auch der Schauspieler Rolf Becker würdigte die Verstorbene: „Ich habe Esther geliebt, war zutiefst berührt von ihrer unerschütterlichen Lebensbejahung, bewunderte die schöpferische Leidenschaft ihrer lebensbejahenden Energie“, sagte er unter Tränen. Journalistin Peggy Parnass erinnerte an das große Leid, das ihre Freundin Esther Bejarano im Konzentrationslager Auschwitz erlebt hatte.

Hier geht es zum Artikel: https://www.ndr.de/nachrichten/hamburg/Hunderte-Menschen-nehmen-Abschied-von-Esther-Bejarano,bejarano240.html

„Wir werden sie nie vergessen.“ Die VVN-BdA zum Tod ihrer Ehrenpräsidentin Esther Bejarano

11. Juli 2021

Heute Nacht ist unsere Ehrenpräsidentin Esther Bejarano ruhig und friedlich eingeschlafen.
Wir alle kannten Sie als eine Frau von großer Entschiedenheit und geradezu unglaublichem Elan, die viele von uns noch bis vor kurzem auf der großen Bühne erleben durften. Zuletzt saß sie am 8. Mai auf unserer kleinen Bühne im Hamburger Gängeviertel und erzählte von ihrer Befreiung am 3. Mai 1945 durch Soldaten der Roten Armee und der US-Armee, die kurz nacheinander in der kleinen Stadt Lübsz eintrafen. Dort hatte Esther mit einigen Freundinnen aus dem KZ Ravensbrück Unterschlupf gefunden, nachdem sie gemeinsam dem Todesmarsch entflohen waren.
Wenige Tage zuvor, am 3. Mai, den sie ihren zweiten Geburtstag nannte, hat Esther sich noch mit einer Video-Botschaft zum Tag der Befreiung an uns alle gewendet. Darin bezog sie noch einmal deutlich Stellung zu aktuellen Auseinandersetzungen in der Stadt Hamburg und im ganzen Land. Obwohl sie dabei schon im Rollstuhl saß, waren ihre Worte klar und ihre Stimme kräftig:

https://www.auschwitz-komitee.de/5249/esther-bejarano-wir-sind-da-meine-befreiung-im-mai-1945-und-meine-hoffnungen/
Wir verdanken Esther viel; sie war immer da, wenn wir sie brauchten.
Als 1990 zum ersten Mal ein Bundessprecher:innenkreis gewählt werden sollte und dafür Personen gesucht wurden, die Tradition und „Neuanfang“ verkörperten, stand sie dafür zur Verfügung und wurde eine unserer ersten Bundessprecherinnen in einer Zeit, in der wir der Diffamierung des Antifaschismus als „diskreditiert“ und „überkommen“ entgegentreten mussten. Sie hat einen großen Anteil daran, dass das gelungen ist.

Zum 50. Geburtstag der VVN richtete sie zusammen mit Peter Gingold einen bewegenden „Appell an die Jugend“:

„Wir werden sie nie vergessen.“ Die VVN-BdA zum Tod ihrer Ehrenpräsidentin Esther Bejarano weiterlesen »

Die unermüdliche Antifaschistin Esther Bejarano ist nicht mehr unter uns

10. Juli 2021

R.I.P. , Esther!

Mitgliederversammlung der VVN-BdA Ostfriesland

29. Juni 2021

Die nächste Mitgliederversammlung der VVN-BdA Ostfriesland findet am 14. Juli 2021 um 19:00 Uhr im Konferenzraum im Leckerpott am Delft in Emden statt. (Der Raum befindet sich im 1. Stock, ist per Fahrstuhl zu erreichen, behindertengerecht, Verzehr kann bestellt werden, zentral am Delft gegenüber von Rathaus und Feuerschiff gelegen, Parkmöglichkeiten hinter der Sparkasse.)

Frieden ist harte Arbeit

27. Juni 2021

Konstruktive Politik der Völkerverständigung: Die Schieflage der deutsch-russischen Beziehungen gehört beseitigt Von Gabriele Krone-Schmalz

imago0117345036h.jpg
imago images/Eberhard Thonfeld Gedenken zum »Tag des Sieges« am 9. Mai 2021 im Treptower Park in Berlin

Wir Deutsche schleppen die unleugbare Schuld der Menschenvernichtung im Zweiten Weltkrieg mit uns herum. Über die Grenzen Europas hinaus ist Deutschland verantwortlich für das Leid, die Verletzung und den Tod von Millionen Menschen. 27 Millionen allein in der Sowjetunion. Solche Zahlen übersteigen in der Regel das Vorstellungsvermögen. Es wird greifbarer, wenn man sich vergegenwärtigt, dass es sich bei dieser Zahl um die gesamte heutige Bevölkerung Skandinaviens handelt – Schweden, Norwegen, Finnland und Dänemark. Alles zusammen sind das knapp 27 Millionen. Und was auch präsent sein sollte: Von diesen 27 Millionen Toten waren mehr als die Hälfte Zivilisten. Das sagt etwas über die Art dieses Feldzugs aus, der nicht nur auf Sieg aus war, sondern auf Vernichtung.

Dieses Ausmaß macht es nahezu unvorstellbar, dass diejenigen, die damals so brutal überfallen wurden, den Tätern jemals vergeben oder verzeihen könnten. Aber genau das ist geschehen. Und es ist alles andere als selbstverständlich. Es ist mir ein Bedürfnis, auf dieser Veranstaltung zu reden, weil ich mich für die Geschichtsvergessenheit schäme, die unter anderem darin ihren Ausdruck findet, dass sich deutsche Regierungsstellen so schwertun, des Tags des Überfalls auf die Sowjetunion angemessen zu gedenken.

Hier geht es zum Artikel in der jW: https://www.jungewelt.de/artikel/405085.22-juni-1941-frieden-ist-harte-arbeit.html

Ältere Nachrichten · Neuere Nachrichten