„Gemeinsam in einem Staat leben“

19. Juli 2021

Zum Tod der KZ-Überlebenden Esther Bejarano schreibt Gesine Janssen aus Krummhörn-Uttum in einem in der Ostfriesen Zeitung vom 19.7.2021 veröffentlichten Leserbrief:

Im Jahr 2015 besuchte ich Esther Bejarano in Hamburg und lud sie zu einem Konzert im Rahmen des Thementages „Das Schweigen brechen – Gerechtigkeit schafft Frieden in Palästina und Israel“ in Stuttgart ein. Sie sagte sofort zu und erzählte, sie sei schon immer gegen die unmenschliche Politik gegenüber den Palästinenserinnen gewesen. „Wenn ich das sage, werde ich als Antisemitin bezeichnet.“ Ich finde es schade, dass ihre kritische Haltung gegenüber der israelischen Regierungspolitik in öffentlichen Nachrufen nicht erwähnt wird. Ihr Engagement gegen Antisemitismus und Rassismus und ihr Widerstand gegen jegliches Unrecht hat mich tief beeindruckt. Frau Bejarano hatte einen triftigen Grund dafür, dass sie Israel verließ und nach Deutschland zurückkehrte. Sie berichtete, dass, nachdem sie sich mit ihrem Mann offen gegen den Zionismus gestellt hat, sie beide derartigen Repressionen in Israel ausgesetzt gewesen seien, dass sie sich zur Auswanderung nach Deutschland gezwungen sahen. Zum Kampf der Bewohner des Gaza-Streifens: Ich bin der Meinung, die Palästinenser haben das Recht, sich gegen das, was Israel ihnen antut, zur Wehr zu setzen. Ich bin Antizionistin – auf jeden Fall. Ich wünsche mir, dass Palästinenser und Juden gemeinsam in einem Staat leben. Das Land, auf dem sich heute Israel befindet, war seit jeher auch das Land der Palästinenser. Da beide nicht im Frieden miteinander leben können, sollten die Palästinenser zunächst ihren eigenen Staat bekommen.