Lesung „Nie Schweigen“
12. August 2022
Was hat der Sänger einer rechtsnationalen Gruppe auf dem Podium verloren?
Die Lamalo Consulting GmbH lädt für den 22. September zu einer Lesung des letzten Interviews mit Esther Bejarano ein, mit anschließender Diskussion über die Schrecken der Shoah. Veranstaltungsort: Jüdische Gemeinde Gelsenkirchen.Neben dem Vizepräsidenten des Zentralrat der Juden in Deutschland, Abraham Lehrer, und der Antisemitismusbeauftragten von NRW, Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, soll dort auch Philipp Burger, Sänger der Rechtsrockband Frei.Wild auf dem Podium sitzen. Ein Mensch, der über die Liebe zu Volk, Nation und Heimat singt und nationalistische Phrasen über Identität drischt, soll auf einer Veranstaltung sprechen dürfen, die den Namen Esther Bejarano im Titel trägt, auf der „über Antisemitismus und die Schrecken der Shoah“ gesprochen werden soll. Gegen diese plumpe Vereinnahmung des Andenkens an Esther Bejarano sprechen wir uns als VVN-BdA in aller Deutlichkeit aus. Gegen die Normalisierung rassistischer, faschistischer und völkischer Positionen hat Esther immer gekämpft. Dass dies nun in ihrem Namen geschehen soll ist an Dreistigkeit kaum zu übertrumpfen. Wir fordern die Veranstalter auf, Philipp Burger schnellstens wieder auszuladen. Sollte dies nicht geschehen, appellieren wir an die Mitdiskutant*innen, ihre Teilnahme an dieser und anderer Veranstaltungen mit Vertreter*innen der rechten Szene abzusagen.
https://www.eventbrite.de/e/lesung-nie-schweigen-esther-munch-tickets-395091939627
Polizei in Dortmund erschießt schwarzen Jugendlichen
9. August 2022
Wir sind schockiert und zutiefst betroffen von dem Tod des 16-jährigen Jugendlichen in Dortmund, der gestern von Polizist*innen erschossen wurde und fordern #Aufklärung über die genauen Tathergänge. Der Fall fügt sich ein in eine Reihe ähnlicher Vorfälle in den vergangenen Wochen. Bei einer Zwangsräumung in Köln hatten Polizist*innen letzten Mittwoch den Straßenmusiker Jozef erschossen, im Frankfurter Bahnhofsviertel wurde ein 23-jähriger obdachloser Mann von der Polizei in einem Hotel erschossen, nachdem er einen Polizeihund verletzt haben soll. Es ist offensichtlich, dass die Polizei nicht fähig ist, in solchen Situationen zu deeskalieren, sondern stattdessen Gewalt als einzige Möglichkeit sieht, zu reagieren. Was Menschen in solchen Situationen brauchen, ist eine*n geschulte*n Ansprechpartner*in, nicht mehrere Beamt*innen, die sie mit Hunden, Tasern, Pfefferspray und Schusswaffen umzingeln. Es zeigt sich: Menschen in Krisen müssen vor der Polizei geschützt werden. Die Polizei in NRW ist in den letzten Jahren außerdem durch unzählige Neonazi-Skandale aufgefallen und auch in der Dortmunder Polizei gibt es Hinweise zu rechtsradikalen Tendenzen.War bei dem gestrigen Fall #Rassismus im Spiel? Wir fordern Aufklärung über den genauen Tathergang in Dortmund und die Hintergründe der involvierten Täter*innen und Konsequenzen für die beteiligten Polizist*innen! Jedes Menschenleben ist kostbar! Krisen dürfen kein Todesrisiko für Menschen darstellen!
Begräbnisstätte Esterwegen wird im Herbst saniert
28. Juli 2022
Der Beginn der Renovierung der Begräbnisstätte Esterwegen wird sich noch bis September verzögern. Wie der Pressesprecher des Niedersächsischen Innenministeriums, Pascal Kübler, auf Anfrage mitteilte, wurden in Folge des im Rahmen der Grabungsarbeiten festgestellten Sanierungsbedarfes auf der gesamten Begräbnisstätte Esterwegen die erforderlichen Maßnahmen ganzheitlich neu beplant.
Die Maßnahmen umfassen neben der Erneuerung sämtlicher Wege, der Herstellung eines barrierefreien Zuganges an der Wandelhalle, der Neupflasterung der Fläche vor dem Carl-von-Ossietzky-Gedenkstein, der Instandsetzung des Haupttores und der Erneuerung der Brücke am Parkplatz auch die Erneuerung des vollständigen Zaunes rund um die Begräbnisstätte. Die Arbeiten gestalteten sich wegen des moorigen Untergrundes sehr schwierig und erforderten wegen des bestehenden Denkmalschutzes auch entsprechende Abstimmungen. Die Arbeiten würden nach geltendem Vergaberecht ausgeschrieben, was wegen der einzuhaltenden Fristen eine entsprechende Verfahrensdauer mit sich bringe.
Hier geht es zum Artikel auf: hallo-wippingen.de: https://www.hallo-wippingen.de/wp/2022/07/begraebnisstaette-esterwegen-wird-im-herbst-saniert/
Nancy Faeser, rechte Symbolik und ein Glas Sekt: Was zum Aufreger wird – und was nicht
27. Juli 2022
27. Juli 2022 Claudia Wangerin
Mediensplitter (3): Sobald sich die Bundesinnenministerin in der Ukraine aufhält, bemerkt sie scheinbar rechte Szene-Symbolik nicht – den meisten Medien ist das egal. Problematisiert wird etwas anderes.
Unwissenheit über die Neonaziszene sowie Codes und Symbolik der völkischen Rechten konnte man Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) bisher nicht vorwerfen –Verharmlosung auch nicht. Vor ihrer Berufung in dieses Amt hat sie sich als engagierte Aufklärerin im NSU-Untersuchungsausschuss des hessischen Landtags einen Namen gemacht.
Sie gehörte folglich auch zu den Adressatinnen der „NSU-2.0“-Drohschreiben und überstand souverän einen Shitstorm, den die Rechtsaußenpostille Junge Freiheit gegen sie anzettelte, weil sie einen Gastbeitrag für das Magazin Antifa – die Verbandszeitschrift der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten – geschrieben hatte.
Hier geht es zum Artikel: https://www.heise.de/tp/features/Nancy-Faeser-rechte-Symbolik-und-ein-Glas-Sekt-Was-zum-Aufreger-wird-und-was-nicht-7191601.html?wt_mc=nl.red.telepolis.telepolis-nl.2022-07-27.link.link
KZ Buchenwald
22. Juli 2022
Gedenkstätte geschändet
Unbekannte haben nahe der KZ-Gedenkstätte Buchenwald in Thüringen mehrere zur Erinnerung an die Opfer des Konzentrationslagers der Nazis gepflanzte Bäume abgesägt. Insgesamt wurden sieben Bäume gefällt, wie die Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora am Mittwoch auf Twitter schrieb. Einer der Bäume war den Angaben zufolge den getöteten Kindern von Buchenwald gewidmet. »Wir sind entsetzt über den gezielten Angriff auf das Gedenken«, erklärte die Stiftung. Sie erstattete Anzeige. (AFP/jW) Quelle: junge Welt 22.07.22
Ein entsorgter Täter
20. Juli 2022
Nach 50 Jahren stellt Staatsanwaltschaft Köln Ermittlungen gegen Naziverbrecher Alois Brunner ein
Von Ulrich Schneider (jW)
Es hatte schon etwas Absurdes, als die Kölner Staatsanwaltschaft am Freitag verkünden ließ, dass die Fahndung nach dem Naziverbrecher Alois Brunner offiziell eingestellt sei. Immerhin wäre Brunner, geboren 1912 im damaligen Österreich-Ungarn, im April 110 Jahre alt geworden. Skandalös war jedoch eine Bemerkung, die Oberstaatsanwalt Ulf Willuhn am Rande machte: Das Verfahren gegen Brunner sei seit den frühen 1970er Jahren in Köln anhängig gewesen. 50 Jahre lang also ermittelte die Staatsanwaltschaft – ohne Ergebnis?
Zur Person: Alois Brunner war ohne Übertreibung einer der Mitorganisatoren der faschistischen Massenverbrechen. Schon im November 1938 wurde Brunner der Zentralstelle für jüdische Auswanderung in Wien zugeteilt, nachdem er zuvor im faschistischen Deutschland in der »österreichischen Legion« den »Anschluss« Österreichs mit vorbereitet hatte. Als Leiter der Zentralstelle organisierte Brunner ab 1941 die Deportation der Wiener Juden in Ghettos und Vernichtungslager im Osten. Am 9. Oktober 1942 meldete er, damals im Rang eines SS-Hauptsturmführers, dass Wien »judenfrei« sei, was bedeutete, dass 180.000 jüdische Wiener entweder geflohen oder bereits in den sicheren Tod geschickt worden waren.
Hier geht es zum Artikel in der jW: https://www.jungewelt.de/artikel/430863.verschonte-faschisten-ein-entsorgter-t%C3%A4ter.html
Gericht: LKA hat zu Unrecht Daten über Journalistin gespeichert
14. Juli 2022
Das Verwaltungsgericht Stade hat die Rechte von Journalisten gestärkt, die im Bereich Rechtsextremismus arbeiten. Im konkreten Fall geht es um die Fachjournalistin Andrea Röpke. Das Gericht hat laut Röpkes Anwalt unter anderem festgestellt, dass das Landeskriminalamt Niedersachsen über Jahre zu Unrecht Daten über seine Mandantin gespeichert hat. Hintergrund war eine online gestellte Strafanzeige eines AfD-Ratsherrn aus Papenburg wegen angeblicher übler Nachrede. (Quelle: ndr.de)
Das Haus brennt immer noch
10. Juli 2022
Vor einem Jahr starb die Hamburger Antifaschistin und Musikerin Esther Bejarano
Von Ulrich Schneider (jW)
Nun ist es schon ein Jahr her, dass Esther Bejarano, die bekannte Hamburger Antifaschistin und Musikerin, Vorsitzende des Auschwitz-Komitees der BRD, Ehrenpräsidentin der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA) und Mitglied des Ehrenpräsidiums der Internationalen Föderation der Widerstandskämpfer (FIR), nicht mehr bei uns ist. Sie starb am 10. Juli 2021 im Alter von 96 Jahren.
1924 wurde sie in der jüdischen Familie Loewy in Saarlouis geboren. Nach dem Anschluss des Saargebiets im Mai 1935 begannen die antisemitischen Repressionen, die Familie bereitete sich darauf vor, nach Palästina auszuwandern. Nach Kriegsbeginn 1939 wurde Esther Bejarano interniert, am 20. April 1943 nach Auschwitz deportiert. Sie überlebte, da man sie in das Mädchenorchester von Auschwitz aufnahm. Im November 1943 dann wurde sie ins KZ Ravensbrück verschleppt. Als sich die alliierten Streitkräfte näherten, zwang man sie, am »Todesmarsch« der Häftlinge teilzunehmen. Am 3. Mai 1945 in Lübz wurde Bejarano von sowjetischen und US-amerikanischen Einheiten befreit.
Hier geht es zum Artikel in der jW: https://www.jungewelt.de/artikel/430123.antifaschismus-das-haus-brennt-immer-noch.html
In Memorium Emil Carlebach
10. Juli 2022
Wir erinnern an: Emil Carlebach
Am 10. Juli 1914 kam Emil Carlebach in Frankfurt am Main zur Welt. Heute wäre sein 108. Geburtstag gewesen. Emil wuchs in einer jüdischen Kaufmannsfamilie auf und war schon als Jugendlicher politisch aktiv. 1932 trat er der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) bei und wurde kurz darauf wegen Verteilens von Flugblättern erstmals verhaftet. Die Nationalsozialisten verschleppten ihn bereits 1937 als „jüdischen Schutzhäftling“ in das KZ Dachau, ein Jahr später in das KZ Buchenwald. Dort war er bis zur Befreiung im April 1945 inhaftiert.Nach dem Krieg gründete er die „Frankfurter Rundschau“ mit und saß als KPD-Abgeordneter im hessischen Landtag, wo er an der ersten hessischen Landesverfassung nach 1945 mitarbeitete. Er war außerdem Mitbegründer der „Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes“ (VVN). Nach dem Verbot der KPD in der Bundesrepublik flüchtete er in die DDR. 1969 kehrte er in die Bundesrepublik zurück und war fortan als Journalist und Politiker tätig. Emil Carlebach starb am 9. April 2001 in seiner Geburtsstadt.