Heute vor 79 Jahren hat die Rote Armee die deutsche Blockade Leningrads mit einer Million Verhungerten öffnen können. Das darf nicht in Vergessenheit geraten!

30. Januar 2023

27. Januar 2023 Autor: Christian Müller

Es wird immer klarer: Deutschland sieht, nach den zwei weltkriegsentscheidenden verlorenen Schlachten Stalingrad und Kursk, endlich eine Chance, den Russen zu zeigen, „wo Gott hockt“. Aber auch diesmal wird Deutschland nur verlieren: den wirtschaftlichen Vorteil, aus Russland günstiges Gas zu erhalten, was viel zu seinem wirtschaftlichen Aufschwung beigetragen hat, aber auch die nationale Ehre, nach einem verlorenen Krieg mit 27 Millionen Kriegsopfern allein in der Sowjetunion, zu einem anständigen, friedfertigen Land geworden zu sein. Die eigenen Kriegsverbrechen – notabene zu einer Zeit, als viele heute lebende Deutsche bereits geboren waren, also nicht etwa damals, vor Urzeiten! – dürfen nicht in Vergessenheit geraten. Leningrad als Beispiel!

Die Stadt Leningrad, das heutige St. Petersburg, war Anfang der 1940er Jahre bereits eine Millionenstadt. Die am Baltischen Meer gelegene Stadt war schon damals die zweitgrößte Stadt Russlands. Beide Städte, Leningrad und Moskau, sollten gemäß Hitler nicht nur „erobert“, also unter eigene Kontrolle gebracht werden, beide Städte sollten, wie aus einem Schreiben des Nazi-Kaders Reinhard Heydrich hervorgeht, „ausgelöscht“ werden! Ausgelöscht werden! Es ging also klar um die geplante und teilweise realisierte Ermordung von Millionen von russischen Zivilisten!

Im Vernichtungslager Treblinka in Polen wurden zwischen Juli 1942 und August 1943 von den Nazis über 700.000 Menschen ermordet, fast alles Juden. Die Schätzungen gehen bis auf eine Million. Weil es gezielt gegen Juden ging und weil die Juden in aller Welt nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges dafür sorgten, dass dies als Genozid ohne Vergleich in die Geschichte einging, weiss heute zumindest in Deutschland fast jedes Kind, welches Kriegsverbrechen Deutschland damals begangen hat. Und wie ist es mit der gewollten Verhungerung von Millionen von Russen? Die totale militärische Blockade der russischen Millionenstadt Leningrad begann am 8. September 1941. Erst 872 Tage später, am 27. Januar 1944, konnte die Rote Armee diese Blockade mit Waffengewalt durchbrechen und wieder Lebensmittel in die Stadt einführen. Da die gewollte Hungersnot zur totalen Vernichtung der Leningrader Bevölkerung ja nicht am ersten Tag der Blockade begann, aber bald einmal dramatisch anwuchs, muss davon ausgegangen werden, dass im Januar 1944, also nach mehr als zwei Jahren ohne jede Lebensmittel-Zufuhr, jeden Tag – jeden Tag! – bis zu 3000 Menschen oder gar mehr den Hungertod erlitten. Die Juden in Treblinka wurden vergast, die Russen in Leningrad wurden dem Hungertod übergeben: Gibt es schrecklichere Methoden, Menschen en masse umzubringen?

Hier geht es zum Artikel: https://globalbridge.ch/heute-vor-79-jahren-hat-die-rote-armee-die-deutsche-blockade-leningrads-mit-einer-million-verhungerten-oeffnen-koennen-das-darf-nicht-in-vergessenheit-geraten/

27.Januar 1945: Befreiung von Auschwitz

26. Januar 2023

Mitgliederversammlung der VVN-BdA Ostfriesland am 25.Januar 2023 um 18 Uhr in der Ehemaligen Jüdischen Schule Leer, Ubbo-Emmius-Str.12, 26789 Leer

23. Januar 2023

Die Versammlung beginnt um 18 Uhr in der Ehemaligen Jüdischen Schule.

Die Leiterin der Einrichtung Frau Bracht wird uns die EJS vorstellen.

Anschließend beginnen wir dann mit unserer Mitgliederversammlung.

TO u.a.

  • Gedenken an die Jüdischen Opfer des Nationalsozialismus in Ostfriesland (unterschiedliche Ansätze an den vers. Orten)
  • KZ – Haft und Schicksal des Vaters unseres Mitgliedes Georg Scharnweber (persönlicher Bericht)
  • Terminplanung für das Jahr 2023

Ein politischer Kopf

19. Januar 2023

Zum Tod des Rechtsanwalts und Antifaschisten Heinrich Hannover – Von Frank Schumann (junge Welt)

Wolfgang Otto war 73, pensionierter Lehrer, ein ehrenwerter, frommer Mann, feinsinnig und humanistisch gebildet, dem – so war in seiner Heimatstadt Geldern zu vernehmen – dieser Prozess vorm Landgericht Krefeld aufgrund seines vorgerückten Alters nicht zuzumuten sei. Wolfgang Otto habe damals in Buchenwald, wie von ihm gewohnt, gewissenhaft und korrekt in der Schreibstube des Lagers nur seine Arbeit verrichtet.

Mit Verlaub: Als SS-Stabsscharführer war er die rechte Hand des Kommandanten. Fünf Jahre lang. Und er hatte am 18. August 1944 mit vier Genickschüssen Ernst Thälmann ermordet. »Ist zu exekutieren«, hatte SS-Oberscherge Heinrich Himmler auf einer Liste hinter den Namen des KPD-Parteivorsitzenden gesetzt. Ach, das sei kommunistische Propaganda, bekam ich zu hören.

»… ist zu exekutieren. Ein Steckbrief der deutschen Klassenjustiz« hieß auch ein Buch, das der DDR-Rechtsanwalt Friedrich Karl Kaul in FDJ-Verlag Neues Leben herausgegeben hatte. Den Ermittlungsbehörden in der DDR war der Thälmann-Mörder bekannt, sie stellten einen Auslieferungsantrag, auf den nicht reagiert wurde. Auch in der Bundesrepublik war seit 1959 gegen Wolfgang Otto ermittelt, sechsmal das Prüfverfahren eingestellt worden. Der BRD-Rechtsanwalt Heinrich Hannover hatte zweimal bei Oberlandesgerichten Prozesse erzwungen, die aber wegen »unzumutbarer Belastung« des Angeklagten mit Freisprüchen endeten. Nun aber, Mitte der 80er Jahre, wurde vorm Landgericht in Krefeld wieder verhandelt. Heinrich Hannover trat als Nebenklagevertreter der Tochter des Opfers auf, er hatte das Verfahren mit einer Klage vorm Oberlandesgericht Köln erstritten.

Hier geht es zum Artikel in der jW: https://www.jungewelt.de/artikel/443092.nachruf-ein-politischer-kopf.html

Gedenkstätte Esterwegen: 29.01.2023, 15 Uhr -Paul Glaser erzählt die Geschichte seiner Tante

8. Januar 2023

Vortrag von Paul Glaser anlässlich des Tags des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus

Ein Schock durchfährt Paul Glaser während eines Besuches in Auschwitz, als er in einer Vitrine einen Koffer aus den Niederlanden mit seinem Familiennamen entdeckt. Für ihn ist dies der Augenblick, das bis dahin sorgsam gehütete Geheimnis der jüdischen Wurzeln seiner Familie zu enthüllen und die bisher geheim gehaltene unglaubliche Überlebensgeschichte seiner Tante Roosje bekannt zu machen. Er schreibt ein Buch und beginnt in Vorträgen die Geschichte zu erzählen.

Die temperamentvolle und emanzipierte Tanzlehrerin und Tänzerin aus den Niederlanden musste ihren Lebensmut gegen den nationalsozialistischen Terror verteidigen. Als die Deutschen 1940 die Niederlande besetzten, beginnen für die damals 25-jährige lebensfrohe Frau die schockierenden Erfahrungen mehrfachen Verrats durch niederländische Kollaborateure und ein Leidensweg durch sieben Konzentrationslager. Mit einem außerordentlichen Lebenswillen, dem Handeln aus dem Herzen heraus und mit großer Klugheit überlebte sie. Dazu erteilte sie den SS-Führern in Auschwitz Tanz- und Benimmunterricht und unterhielt sie mit Liedern, die sie vor Ort erdachte.

Paul Glasers Buch entstand aus Roosje Glasers Tagebüchern, Briefen und Fotos, Gesprächen und Recherchen in niederländischen Archiven. Es ist ein authentischer und emotionaler Lebensbericht. Aber die Geschichte erzählt auch vom Kampf zwischen Erinnern und Vergessen in einer Familie und von einem beharrlichen Bemühen des Autors, seine Familiengeschichte zu verstehen. Sie zeigt, dass es einen scharfen Unterschied zwischen Gut und Böse im Krieg nicht gibt.

Paul Glaser wurde 1947 in Maastricht geboren. Er bekleidete Führungspositionen in Bildungs- und Krankeneinrichtungen, etwa als Geschäftsführer niederländischer psychiatrischer Krankenhäuser. Er beteiligte sich an der Gründung eines Museums, eines Regionaltheaters und einer Montessori-Schule. „Die Tänzerin von Auschwitz“ ist sein erstes Buch für ein breites Publikum. Er will erreichen, dass diese Geschichte nicht geheim bleibt.

Anlässlich des Tags des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus erzählt Paul Glaser die Geschichte seiner Tante am Sonntag, 29. Januar 2023 um 15 Uhr in der Gedenkstätte Esterwegen.

Sein Kampf – Höckes nazistische Grundsatzrede vom 03.10.22 in Gera

4. Januar 2023

Rosdorf und das vergessene Neonazi-Verbrechen

2. Januar 2023

In der Silvesternacht 1990 wird Alexander Selchow in Rosdorf von Neonazis getötet. Jahrelang schwieg das Dorf dazu. Das soll sich ändern.

Hier geht es zum Clip des NDR: https://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/hallo_niedersachsen/Rosdorf-und-das-vergessene-Neonazi-Verbrechen,hallonds77692.html

Verleumdeter Widerstand

23. Dezember 2022

Vor 80 Jahren wurden elf Mitglieder der »Roten Kapelle« ermordet – Nora Noll (Neues Deutschland)

»Hoch- und Landesverrat« lauteten die Urteile. Das Strafmaß: Todesstrafe. Am Donnerstag vor 80 Jahren ermordete das NS-Regime die ersten elf Mitglieder der »Roten Kapelle«. Am 22. Dezember 1942 wurden fünf Männer erhängt, darunter Harro Schulze-Boysen und Arvid Harnack, und im Anschluss sechs weitere Widerstandskämper*innen wie Hans Coppi und Libertas Schulze-Boysen enthauptet. Weitere Hinrichtungen sollten folgen. Mindestens 45 Menschen, Mitglieder der »Roten Kapelle«, brachte das NS-Regime um.

Es war eines der größten Widerstandsnetzwerke in Deutschland. Es nannte sich nicht selbst »Rote Kapelle«. Das war eine Bezeichnung durch die Geheime Staatspolizei (Gestapo). Künstlerinnen und Studenten, Arbeiter und Wissenschaftlerinnen hatten sich in kleinen Gruppen zusammengeschlossen, die wiederum in losem Austausch standen – ein Gefüge, das allein für Berlin auf rund 150 Personen geschätzt wird und auch in Belgien und Frankreich Kontakte hatte. Sie versteckten Verfolgte, verbreiteten Flugblätter in ihren Betrieben und auf der Straße, sammelten Informationen, um der Welt die Schrecken der NS-Dikatur zu zeigen, und unterstützten sich gegenseitig. Ab 1933 leistete die »Rote Kapelle« fast ein Jahrzehnt Widerstand.

Hier geht es zum Artikel im ND: https://www.nd-aktuell.de/artikel/1169516.rote-kapelle-verleumdeter-widerstand.html

Freispruch im Neukölln-Komplex

18. Dezember 2022

Gericht sieht keine Beihilfe von Faschisten bei Brandanschlag auf Linke-Politiker Kocak – Von Nick Brauns

Der Neonazi konnte das Berliner Gericht am Donnerstag nachmittag als freier Mann verlassen. Vom Amtsgericht Tiergarten war Tilo P. vom Vorwurf der Beihilfe zur Brandstiftung an den Autos des Linke-Politikers Ferat Kocak und eines Buchhändlers in der Nacht zum 1. Februar 2018 freigesprochen und sein Haftbefehl aufgehoben worden. Verurteilt wurde der 39jährige, der 2018 dem Bezirksvorstand der AfD Neukölln angehört hatte, lediglich zu einer Geldstrafe von 4.500 Euro wegen Sachbeschädigungen. Die Generalstaatsanwaltschaft hatte dreieinhalb Jahre Haft gefordert. Das Verfahren gegen P.s Mitangeklagten Sebastian T. wird im Januar fortgesetzt. Der 36jährige frühere NPD-Aktivist hatte nach Ansicht der Staatsanwältinnen die Fahrzeuge angezündet, während P. Schmiere stand.

Hier geht es zum Artikel in der jW: https://www.jungewelt.de/artikel/440778.justiz-und-nazis-freispruch-im-neuk%C3%B6lln-komplex.html

„Noch immer nicht in der deutschen Erinnerungskultur angekommen“

4. Dezember 2022

Neuer NS-Opferverband vor der Gründung

von Dirk Farke/telepolis

Sozialrassistisch Verfolgung in Nationalsozialismus. „Asoziale“ und „Berufsverbrecher“ sind bis heute fast vergessene Opfer. Vor welchen Herausforderungen die Aufarbeitung steht.

Mal wieder richtig durchgreifen und aufräumen, das Verbrechen an seiner Wurzel packen, die Verbrecher ausmerzen und eine kriminalitätsfreie Deutsche Volksgemeinschaft gründen.

Mit diesen und ähnlichen Parolen erhielten die Nationalsozialisten auch die Zustimmung von Personen, die ihnen anfangs vielleicht noch fernstanden. Und auch in Teilen der postnationalsozialistischen „Volksgemeinschaft“ haben sie bis heute Konjunktur.

Unter dem Deckmantel der Verbrechensbekämpfung verfolgten die Nazis ab 1933 nicht allein politisch und „rassisch“ Unerwünschte – und wer kriminell ist, bestimmten sie selbst. Wer wegen eines Bagatelldeliktes, etwa Ladendiebstahl, Wäschediebstahl von einer Wäscheleine, oder auch Untreue, mehr als zweimal zu einer Freiheitsstrafe verurteilt wurde und diese Strafe abgesessen hatte, den deportierte die Kriminalpolizei unmittelbar in ein Konzentrationslager.

Grüne und schwarze Winkel

Das gleiche Schicksal traf auch andere sozial Deklassierte, etwa Bettler, Landstreicher, Wohnungslose, Alkoholkranke und Wanderarbeiter. Erstere erhielten einen grünen Stoffwinkel auf ihrer Häftlingsuniform und wurde damit als „Berufsverbrecher“ gekennzeichnet, letztere erhielten einen schwarzen Winkel und waren damit als „asozial“ stigmatisiert.

Es gehörte zur nationalsozialistischen Grundauffassung, dass jemand, auch ohne „Berufs- oder Gewohnheitsverbrecher“ zu sein, allein durch sein „asoziales Verhalten“ die Allgemeinheit gefährdet. So formulierte zum Beispiel Reinhard Heydrich, Chef des Reichssicherheitshauptamtes, in einem Erlass, dass, „das Verbrechertum im Asozialen seine Wurzeln hat und sich fortlaufend aus ihm ergänzt“. Die Polizei verhaftete Bettler direkt von der Straße weg und holte die Obdachlosen aus den Asyl-Unterküften.

Als Rechtsgrundlage hierfür diente das am 24. November 1933 erlassene „Gesetz gegen gefährliche Gewohnheitsverbrecher und über Maßregeln der Sicherung und Besserung“ (Gewohnheitsverbrechergesetz). Vorbestrafte Menschen erhielten nun ohne richterliches Urteil und zeitlicher Begrenzung eine unbefristete Sicherungsverwahrung (SV) in einem Konzentrationslager, „wenn die öffentliche Sicherheit dies erforderte“.

Die in Deutschland bis heute angewendete SV basiert auf dem Gewohnheitsverbrechergesetz vom 24. November 1933 und war in den letzten Jahren wiederholt Anlass für öffentliche Debatten.

Hier geht es zum Artikel: https://www.heise.de/tp/features/Noch-immer-nicht-in-der-deutschen-Erinnerungskultur-angekommen-7364808.html

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