16. Emder Friedenstage – Programm

12. August 2023

1. September, Franz Nadler; „Sand im Gebriebe“: Entgegen der offiziellen „Sieg im Krieg“-Rhetorik ist die Unterstützung der Rekruten für den Krieg keineswegs gesichert, weder in Russland noch in der Ukraine und auch nicht in Belarus. Mit welchen Mitteln werden die Soldaten für den Krieg geködert? Und wie wehren sie sich dagegen? Können sie das Menschenrecht auf Kriegsdienstverweigerung in Anspruch nehmen? Und falls sie etwa nach Deutschland fliehen, können sie Asyl bekommen? Franz Nadler wird diese Fragen in seinem Vortrag behandeln. Er ist Vorsitzender des Vereins Connection, der in Offenbach/Main seit 30 Jahren Kriegsdienstverweigerer und Deserteure aus Kriegen unterstützt. Beginn ist um 19.30 Uhr im Gemeindehaus Groene Stee in Emden. Der Eintritt ist frei.

7. September, Jürgen Rose; „Den Frieden gewinnen – nicht den Krieg“: Der Krieg in der Ukraine wird allgemein als Völkerrechtsbruch beurteilt. Die Frage dabei ist, was ist eigentlich Angriff, was Verteidigung? Haben sämtliche Konfliktbeteiligten wirklich alles getan, um ihre in der UN-Charta niedergelegte völkerrechtliche Verpflichtung zu erfüllen, einen solchen Krieg zu verhindern? Vor allem: Wie kann dieser Krieg beendet werden? Wie kann eine stabile Friedensordnung nach dem Ende der Kampfhandlungen aussehen? Wie wirkt sich die Militarisierung und Aufrüstung auf die Gesellschaft in der Ukraine und bei uns aus? Jürgen Rose versucht, mit einem etwas anderen Blick auf diesen Krieg diesen Fragen nachzugehen. Der Oberstleutnant a.D. ist Mitglied des Darmstädter Signals. Er verweigerte 2007 aus Gewissensgründen seine Beteiligung am Tornado-Einsatz in Afghanistan. Beginn ist um 19.30 Uhr im Gemeindehaus Groene Stee in Emden. Der Eintritt ist frei.

12. September, Jaqueline Andres; „Klimaschutz heißt Abrüstung“: Nichts schadet der Umwelt und dem Klima mehr als Krieg. Zerstörung, Verseuchung, CO2-Belastung und Ressourcenverbrauch belasten Mensch, Umwelt und das Klima. Ein Kampfjet des Typs F-35 setzt pro Tankladung rund 28 Tonnen Treibhausgasemissionen frei und verbraucht bis zu 8.500 Kilogramm Treibstoff pro Flugstunde. Militärisches Großgerät ist ständig im Einsatz – eingebunden in den Kasernenalltag, in Militärübungen, in der Militärlogistik und in Kriegseinsätzen. Auch die Rüstungsproduktion und die Instandhaltung von Kriegsgerät sind energieintensiv. Anhand zahlreicher Beispiele zeigt Andres auf, wie Militärapparate konkret der Umwelt und dem Klima enorme Schäden zufügen. Aus dem Klima-Abkommen ist das Militär jedoch ausgenommen. Andres ist Mitarbeiterin bei der Informationsstelle Militarisierung (IMI). Sie schreibt regelmäßig Artikel in der Zeitschrift „Ausdruck“. Beginn ist um 19.30 Uhr im Gemeindehaus Groene Stee in Emden. Der Eintritt ist frei.

15. September, Wehrhaft ohne Waffen I; „Gandhis Weg des gewaltfreien Wiederstands als Alterantive zu militärischer Verteidigung? Der Film „Gandhi“: Als der Inder Mohandas K. Gandhi 1893 seine Arbeit als Rechtsanwalt in Südafrika antritt, schlägt ihm massiver Rassismus entgegen. Er lässt sich nicht unterkriegen, verbrennt aus Liebe zur Gerechtigkeit als Akt zivilen Ungehorsams öffentlich rassistische Passdokumente und leitet im Widerstand gegen die Diskriminierung bald eine neue gewaltfreie Bewegung. Er nennt seine Streitkunst Satyagraha, erklärt sie als Kraft aus Wahrheit und Liebe. Nach Rücknahme der Passgesetze 1914 kehrt Gandhi zurück nach Indien, das unter englischer Kolonialherrschaft leidet. Er mobilisiert Massen zu gewaltfreiem Streiten für die Befreiung, besonders beim Salzmarsch 1930. 1947 entlässt die stärkste Weltmacht ohne Blutvergießen Indien in die Unabhängigkeit. Beginn ist um 18 Uhr im Gemeindehaus Groene Stee in Emden. Der Eintritt ist frei.

19. September, Wehrhaft ohne Waffen II, Dr. Martin Arnold; „Mit Gandhis Streitkunst auch gegen Bewaffnete – Böses mit Gutem überwinden?“: Krieg in der Ukraine – hier das verbriefte Völkerrecht Angriffsfall, dort die wachsende Sorge um eine totale Eskalation der Gewalt. Was hilft aus dem schrecklichen Dilemma? Gibt es Alternativen? Friedensforscher Dr. M. Arnold wird anhand von Gandhis Beispiel sowohl in die praktischen, gewaltfreien und dennoch wehrhaften Widerstandsformen einführen, als auch deren spirituelle Grundlagen (Hinduismus, Bergpredigt Jesu) beleuchten. Wie kann uns Gandhis Weg heute aus dem Teufelskreis der Gewalt befreien? Wie funktioniert die gewaltfreie soziale Verteidigung?„Satyagraha / Gütekraft“ – eine wehrhafte Macht zur Befreiung von Besatzern und von eigener Gewalt? Der Besuch des Gandhi-Films am 15. September hilft zum Verstehen, wird aber nicht vorausgesetzt. Beginn ist um 19.30 Uhr im Gemeindehaus Groene Stee in Emden. Der Eintritt ist frei.

2024, Wehrhaft ohne Waffen III, Jochen Neumann; „Meine Stadt sozial verteidigen“: In diesem dritten Teil des Themenkomplexes geht es konkret um gemeinschaftliches Handeln in einer Krisen- oder auch Kriegssituation. Was ist wichtig zu schützen und warum? Wie kann es gelingen, die eigene Stadt sozial zu verteidigen, ohne zu den Waffen zu greifen? Wie kann, wie sollte man sich darauf vorbereiten? Welche Netzwerke und Strukturen sollten dafür in Friedenszeiten entwickelt und geschaffen werden? Nähere Angaben zum Termin folgen.