»Eine Analogie zum heutigen Krieg ist widersinnig«

27. April 2022

VVN-BdA verurteilt Schändung sowjetischer Ehrenmale. Verstärkte Russenfeindlichkeit seit Überfall auf Ukraine. Ein Gespräch mit der Vorsitzenden der VVN-BdA Cornelia Kerth – Interview: Gitta Düperthal

Mit Schändungen des sowjetischen Ehrenmals im Treptower Park durch darauf geschmierte Parolen wie »Tod allen Russen« und Hakenkreuzen auf Gedenksteinen wird die Erinnerung an die Befreiung im Zweiten Weltkrieg herabgewürdigt. Wer ist aus Sicht der VVN politisch verantwortlich dafür, dass die Stimmung so aufgeheizt ist?

Weder ist bislang bekannt, wer die Täter waren, noch aus welchen Motiven heraus sie gehandelt haben. Es gibt auch heute Kräfte, die die Zerschlagung des deutschen Faschismus als Niederlage sehen und keineswegs als Befreiung. Auslöser könnte auch der Angriffskrieg gegen die Ukraine sein. Fakt ist aber: Die Rote Armee war die Armee der Sowjetunion, die am 26. Dezember 1991 aufgelöst wurde, also eben nicht der Russischen Föderation, die unter Wladimir Putin am 24. Februar den Krieg gegen die Ukraine begann. Wenn Putin in seinen Reden Erinnerungen an den Zweiten Weltkrieg wecken will, indem er von »Entnazifizierung« der Ukraine spricht, ist das historisch falsch. Zu den Rotarmisten, die im Zweiten Weltkrieg für die Befreiung vom Faschismus in Deutschland kämpften, gehörten Ukrainer. Millionen Menschen aus dem Land mussten Zwangsarbeit leisten oder wurden umgebracht. Es ist widersinnig, heute Ehrenmale für die sowjetischen Befreier zu beschmieren und so eine Analogie zum heutigen Angriffskrieg herzustellen.

Hier geht es zum Artikel in der jW: https://www.jungewelt.de/artikel/425377.folgen-der-propaganda-eine-analogie-zum-heutigen-krieg-ist-widersinnig.html