Falsche Erinnerung, falsche Lehre, falscher Weg

22. Juni 2021

22. Juni 2021 Harald Neuber

80 Jahre nach dem Überfall der Wehrmacht auf die Sowjetunion nehmen deutsche Politiker das Verbrechen zum Anlass für eine neue Frontstellung. Die Umdeutung der Geschichte hat System

Im Grunde war absehbar, was nach dem 22. Juni 1941 geschehen würde. Der Überfall auf die Sowjetunion war keine kurzfristig getroffene Entscheidung, kein übereilter Entschluss, sondern Ergebnis langfristiger Planungen, Rückversicherungen und Strategien. Vor allem aber war einer der folgenschwersten Angriffskriege der modernen Geschichte ideologisch untermauert. „Wir können unseren Auftrag nur daher nehmen, dass wir sagen, es ist von Gott gewollt, dass eine höhere Rasse über eine mindere herrschen soll“, schrieb der Nationalliberale Hans Grimm schon 1926. Er fuhr fort: „Wenn für beide nicht genügend Raum ist, dann muss die mindere Rasse verdrängt und, wenn notwendig, zum Vorteil der höheren Rasse ausgerottet werden.“

All das war nicht nur 15 Jahre vor dem Überfall auf die Sowjetunion nachzulesen, der Romantitel Grimms diente den Nazis als Motto für Ihren Vernichtungsfeldzug: „Volk ohne Raum“. Welche Folgen die „Lebensraumpolitik“ hatte, wissen wir heute: ausgelöschte Dörfer, verbrannte Erde, Kommissarbefehl, Sühnebefehl, Kugfelerlass, Nacht- und Nebel-Erlass. Belagerung Leningrads. Entmenschlichung. Tod.

Hier geht es zum Artikel auf telepolis: https://www.heise.de/tp/features/Falsche-Erinnerung-falsche-Lehre-falscher-Weg-6113440.html