Rede des Kameraden Jörg Meinke anläßlich der Antikriegsgedenkkundgebung in Esterwegen

24. September 2020


Liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Freundinnen und Freunde,
vor 81 Jahren stieß das faschistische Deutschland die Welt in einen furchtbaren Krieg, der 60 Millionen Menschen das Leben kostete. Vor 75 Jahren wurde der Krieg durch den Sieg der Streitkräfte der Anti-Hitler-Koalition beendet, und wir wurden von der faschistischen Herrschaft befreit. Aber weder der Faschismus noch der Krieg sind aus der Welt verschwunden. Wir erleben seit einiger Zeit sowohl eine verstärkte Verbreitung faschistischen Gedankenguts als auch eine zunehmende Bereitschaft, Kriege zu führen. Die NATO übt den Krieg an der Grenze zu Russland und die Bundeswehr beteiligt sich an Kriegseinsätzen in der ganzen Welt.

Begleitet wird das durch verstärkte Konflikte in den internationalen Beziehungen. Immer neue Sanktionen gegen Russland sollen uns allmählich auf eine feindselige Haltung einstimmen. Wenn der Plan umgesetzt wird, die deutschen Rüstungsausgaben noch um 20 Milliarden Euro zu erhöhen, um damit die militärische Überlegenheit auszubauen, wächst die Kriegsgefahr weiter. Dazu kommt die atomare Aufrüstung der USA mit neuen taktischen Atomwaffen, die die Schwelle für einen Einsatz weiter herabsetzen. Aber wir brauchen gar nicht bis in die USA zu schauen. In Deutschland lagern reichlich Atombomben, die nun auch noch, statt sie zu vernichten, modernisiert werden sollen. Und die Bundeswehr beschafft extra neue Kampfflugzeuge, damit sie diese Bomben auch einsetzen kann. Wir fordern die Bundesregierung auf, sämtliche Atomwaffen aus Deutschland zu entfernen undendlich den UN-Atomwaffenverbotsvertrag zu unterzeichnen. Wir müssen die Forderung nach Abrüstung bei jeder Gelegenheit wiederholen. Antimilitarismus
und Antifaschismus müssen zur gesellschaftlichen Selbstverständlichkeit werden. Lasst uns jede Gelegenheit nutzen, die Erinnerung an das, was geschehen ist, weiterzutragen, damit es nicht wieder geschieht. Bertolt Brecht hat das schon 1952 in ein Gedicht gefasst, das bis heute aktuell ist: „Das Vermächtnis der Menschheit“.
(Das Vermächtnis der Menschheit)
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
wir haben keine Zeit zu verlieren. Die Ereignisse der letzten Wochen haben uns gezeigt, dass die Rechten alle Hemmungen verloren haben. Der Versuch, den Bundestag zu besetzen, war ein offener Angriff auf die Demokratie. Es ist höchste Zeit, gegen solche Angriffe eine breite Bewegung zu organisieren. Erich Kästner stellte 1958 fest: „Die Ereignisse von 1933 bis 1945 hätten spätestens 1928 bekämpft werden müssen. Später war es zu spät. Man darf nicht warten, bis der Freiheitskampf Landesverrat genannt wird. Man darf nicht warten, bis aus dem Schneeball eine Lawine geworden ist. Man muss den rollenden Schneeball zertreten. Die Lawine hält keiner mehr
auf.“
Dem kann ich nur noch hinzufügen: „Ran an den Schneeball!“
Nie wieder Krieg – nie wieder Faschismus!