Problematische Erinnerung

21. Juli 2020

Warum die Glorifizierung von Stauffenberg und den anderen Attentätern des 20. Juli so unangemessen und irritierend ist

Jüdische Allgemeine, Ralf Balke

Schlüsselfigur des Attentats auf Hitler am 20. Juli 1944: Claus Graf Schenk von Stauffenberg Foto: dpa

Widerstand, Verantwortung und Mut – das sind die Worte, die immer wieder im Zusammenhang mit den Attentätern vom 20. Juli fallen. Auch jetzt, angesichts des 75. Jahrestages des gescheiterten Versuchs, Adolf Hitler zu töten, um dem massenhaften Sterben im Zweiten Weltkrieg irgendwie ein Ende zu bereiten, wird stets der Mut der Akteure rund um Oberst Claus Schenk Graf von Stauffenberg beschworen und ihre Vorbildrolle betont. »Denn sie haben gezeigt, dass sie ihrem Gewissen folgen, und damit haben sie einen Teil der Geschichte Deutschlands geprägt, der ansonsten durch die Dunkelheit des Nationalsozialismus bestimmt war«, erklärte beispielsweise dieser Tage Bundeskanzlerin Angela Merkel.

Doch eignen sich Stauffenberg & Co. einfach so pauschal als Vorbilder und waren sie wirklich die mutigen Helden, wie es in all den Reden dieser Tage gebetsmühlenartig gesagt wird? Wenn man genauer hinschaut, haben die Männer des 20. Juli in der NS-Zeit auch große Schuld auf sich geladen. Zudem weisen sie einige äußerst irritierende Brüche in ihren Biografien auf; auch die Tatsache, dass sie zu Regimegegner wurden, macht sie nicht automatisch zu Demokraten. Und wenn es um ihre Haltung zu der nationalsozialistischen Judenpolitik geht, sieht es gelegentlich recht finster aus.

Hier geht es zum Artikel in der Jüdischen Allgemeinen: https://www.juedische-allgemeine.de/meinung/problematische-erinnerung/