FIR: Vor 80 Jahren – Errichtung des Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz

19. Juni 2020

In diesem Jahr erinnern die ehemaligen Widerstandskämpfer, Verfolgtenverbände und Antifaschisten nicht nur an den 75. Jahrestag der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz am 27. Januar 1945 durch die Einheiten der sowjetischen Armee, sondern auch an den 80. Jahrestag der Errichtung dieses deutschen Mordlagers auf polnischem Boden am 14. Juni 1940.
Das Datum bezieht sich auf den ersten Transport von 728 polnischen Häftlingen mit einem Zug aus dem Gefängnis in Tarnow ins KZ Auschwitz. Mit diesem Transport begann die Geschichte des Konzentrations- und Vernichtungslagers, das mit dem Stammlager vor allem für politische Gegner aus Polen und anderen okkupierten Ländern, mit dem Lagerteil Auschwitz-Birkenau mit seinem industriellen Massenmord an Juden, Sinti und Roma sowie sowjetischen Häftlingen und mit dem Lagerteil Auschwitz-Monowitz als Zwangsarbeitslager des IG Farben-Konzerns alle Facetten des deutschen faschistischen KZ-Systems repräsentierte. Zurecht ist damit Auschwitz zum Synonym für die menschenverachtende Vernichtungspolitik des NS-Regimes geworden.

In den vergangenen Tagen gab es – trotz der Corona-Einschränkungen – verschiedene repräsentative Veranstaltungen zum Gedenken an den 80. Jahrestag der Errichtung des Lagers. Polens Staatspräsident Andrzej Duda legte gemeinsam mit anderen Spitzenpolitikern und Opfervertretern in Oswiecim Blumen auf jene Eisenbahngleise, über die am 14. Juni 1940 die faschistischen Besatzer den ersten Transport nach Auschwitz führten. Dabei unterstrich Duda in seiner Gedenkrede, dass es sich bei den Gefangenen aus seiner Sicht in erster Linie um polnische Staatsbürger handelte, auch wenn unter ihnen Juden gewesen seien.


In Berlin wurde dieser Tag begangen. Das Internationale Auschwitz-Komitee (IAK) hatte zu einer Gedenkveranstaltung eingeladen, auf der auch der Botschafter der Republik Polen in Deutschland sprach. In der Veranstaltung wurden Tafeln gezeigt, auf denen sämtliche Namen der ersten Deportierten, das jeweilige Alter und die Lagernummern aufgeführt waren. »Uns war es wichtig, dass an diesem Tag die Namen der 728 polnischen Männer aus dem ersten Transport genannt werden«, erklärte Christoph Heubner, Exekutivvizepräsident des Komitees, gegenüber der Presse.
Auch in Wien fand eine Gedenkveranstaltung in kleinerem Rahmen statt. Das IAK hatte bewusst das Erinnern in diesem Jahr international angelegt. Denn das Erinnern an den Jahrestag der Errichtung des KZ Auschwitz sei keine polnische Angelegenheit, sondern ein Ausdruck internationaler antifaschistischer Solidarität.

In diesem Sinne erinnern auch die FIR und ihre Mitgliedsverbände gemeinsam mit den Internationalen Lagerkomitees am dieses Datum und insbesondere an die ersten Häftlinge des Lagers. Wir wissen, dass diese Häftlinge für die nachfolgenden Deportierten eine wichtige Rolle gespielt haben, da sie den nach ihnen ins KZ Auschwitz Verschleppten im Überlebenskampf zur Seite stehen konnten. Sie waren Teil des Überlebenskampfes der Häftlinge, der in allen Konzentrations- und Vernichtungslagers anzutreffen war.
In diesem Sinne verstehen wir den 14. Juni 1940, nicht nur als Gedenktag für die Errichtung des deutschen Terrorlagers, sondern auch des Beginns des Überlebenswiderstands im KZ Auschwitz.