Persönliches Statement des VVN-BdA-Mitglieds M. Jacob auf der „Mahnwache für den Frieden“ am 08. Mai 2023 in Leer
15. Mai 2023
Mein 8. Mai
Vor ein paar Tagen gedachten unsere Nachbarn in den Niederlanden den Opfern des 2. Weltkrieges und freuten sich über die Befreiung von der besonderen Deutschen Version des Faschismus.
In Winschoten wird dann auch unter großer Anteilnahme der Bevölkerung an die Befreiung der Region durch Canadische Truppen der Alliierten erinnert.
Auch in Leer beendeten Canadische Truppen die Herrschaft der örtlichen Nazis.
Ich habe heute eine Canadische Fahne dabei – als Zeichen der Dankbarkeit.
Ohne Gegengewalt war der Naziherrschaft nicht beizukommen, dass wissen wir alle.
In Deutschland ist der 8. Mai kein Feiertag – leider.
Im KZ Buchenwald schworen damals am 19. April 1945 die befreiten Antifaschisten aus
der Sowjetunion, Frankreich, Polen, Tschechien, Slowakei, Deutschland, Spanien, Italien, Österreich, Belgien, Niederlande, Großbritannien, Luxemburg, Rumänien, Jugoslawien und Ungarn
„Wir schwören deshalb vor aller Welt auf diesem Appellplatz, an dieser Stätte des faschistischen Grauens:
Wir stellen den Kampf erst ein, wenn auch der letzte Schuldige vor den Richtern der Völker steht!
Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung.
Der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel.
Das sind wir unseren gemordeten Kameraden, ihren Angehörigen schuldig.“
Leider ist es in den Jahrzehnten nach 1945 nicht endgültig gelungen die Wurzeln des Faschismus zu vernichten – auch hier bei uns nicht.
Überall auf der Welt und besonders auch in Europa gibt es wieder Kräfte die sich für völkischen Nationalismus einsetzen. WIR ZUERST – überall.
Das letzte Mal endete das in einem barbarischen Weltkrieg.
Ich glaube, wir können das noch verhindern, wenn wir überall diesem völkischen Nationalismus entgegentreten.
Ich denke, dass muss in jedem Land passieren.
Die Bedingungen und Möglichkeiten sind natürlich unterschiedlich. Ich setze dabei auf den guten Willen der Menschen, die alle keinen Krieg wollen.
Ich möchte mich aber, gerade als Deutscher, nicht dazu aufschwingen anderen mit klugen Ratschlägen zu kommen.
Es gibt hier bei uns genug zu tun.
Am letzten Samstag baute auf diesem Denkmalsplatz die AfD einen Informationsstand auf. Motto: UNSER LAND ZUERST.
Heute um 18 Uhr wird sich wieder ein Kreis von Reichsbürgern, Verschwörungsgläubigen und Esoterikern trommelnd auf den Weg durch unsere Stadt machen.
Wir versammeln uns jede Woche um 17 Uhr hier um unsere Solidarität mit den angegriffenen Menschen in der Ukraine zu bekunden.
Auch das ist für mich ein Beitrag für friedliches Zusammenleben aller.
Am 8. und 9. Mai 1945 freuten sich die geschundenen Menschen in der damaligen Sowjetunion noch gemeinsam, dass der schreckliche Vernichtungskrieg der Deutschen Wehrmacht gegen sie endlich vorbei war.
Man feierte noch gemeinsam den Sieg über den Deutschen Faschismus.
Niemand hätte sich damals wahrscheinlich vorstellen können, dass ein paar Jahrzehnte später Russen auf Ukrainer schießen – und umgekehrt.
Schrecklich!
Und Ich – Ich halte mich trotzdem an John Lennons Botschaft fest:
IMAGINE (Auszug)
„Imagine there’s no countries
It isn’t hard to do
Nothing to kill or die for
And no religion to
Imagine all the people
Living life in peace…
You may say I’m a dreamer
But I’m not the only one…“
Ich bin sicher, dass eines Tages auch Ukrainer und Russen wieder an einem großen Runden Tisch sitzen.
Natürlich: Im Moment ist das nur ein Traum.
Aber wo blieben wir – ohne jede Zuversicht…
MICHAEL JACOB , persönliche Gedanken Mahnwache am 8. Mai 2023