Ein digitales Denkmal für die Nazi-Opfer, das nicht vergilben wird
2. Juni 2020
Millionen Dokumente von NS-Opfern lagern in den Arolsen Archives in Hessen. Jetzt werden die Akten weltweit zugänglich gemacht. Jeder kann dabei helfen. Von Claudia Seiring/tagesspiegel
Es kann sein, dass er heute noch lebt. Abram Kaler wurde am 10. Februar des Jahres 1927 geboren. Er war 17 Jahre alt, als er am 1. August 1944 als Häftling im Konzentrationslager Dachau registriert wurde. Der Tischlergehilfe hat nur wenige Einträge auf seiner Karteikarte. „jüd. Lit.“ steht dort noch. Ein Jude aus Litauen? Am 7. Januar 1945 wurde Abram Kaler jedenfalls ins KZ Flossenbürg überstellt, da war er noch nicht 18.
Diese Zahlen und Wörter sind alles, was die Karteikarte von Abram Kaler über ihn preisgibt. Es sind dürre, bürokratische Informationen, die mehr Fragen aufwerfen als beantworten. War er allein? Hatte er Angst? Hatte er schon geliebt? Nützte ihm sein Beruf im Lager? War er groß, klein, mutig? Wo war seine Familie? Was ist aus ihm geworden?
17,5 Millionen Namen sind in den Arolsen Archives verzeichnet. Es ist die weltweit umfassendste Sammlung zu den Opfern und Überlebenden des Nationalsozialismus. Die Archives, die ihren Namen von der hessischen Kleinstadt Bad Arolsen ableiten, in der sie ihren Sitz haben, gehören zum Unesco-Weltdokumentenerbe und setzen jetzt eine ebenso spektakuläre wie naheliegende Idee um: Jeder Mensch kann dabei helfen, das riesige Archiv zu digitalisieren.
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Häftlingskarte des niederländischen Kommunisten Hendrik Schwertmann aus Finsterwolde (KZ Buchenwald):