Holocaust-Überlebende Esther Bejarano: „Es war eine Befreiung für alle“ (tagesschau.de)
8. Mai 2020
Russische und US-Soldaten verbrannten ein Bild Hitlers, sie spielte dazu Akkordeon – so erinnert sich Esther Bejarano an das Kriegsende. Als Auschwitz-Überlebende kritisiert sie die aktuellen politischen Geschehnisse scharf.
tagesschau.de: Der 8. Mai 1945 jährt sich dieses Jahr zum 75. Mal. Welche Erinnerungen verbinden Sie mit diesen Tag?
Esther Bejarano: Ich habe noch ziemlich klare Erinnerungen an die Zeit. Ich bin zwar nicht am 8. Mai befreit worden, aber kurz davor. Es waren Amerikaner, die uns in einem Wald in Mecklenburg-Vorpommern aufgelesen haben. Wir waren sieben Mädchen auf der Flucht vor unserem Todesmarsch. Als die Soldaten uns sahen, haben sie uns noch gewarnt, dass wir aufpassen müssen vor den Deutschen. Wir zeigten ihnen unsere eintätowierte KZ-Nummer am linken Arm, da umarmten und küssten sie uns und sagten: „Wir wollen euch helfen.“ Sie nahmen uns mit in einen kleinen Ort Lübz. Aber uns war nicht klar, dass wir jetzt wirklich befreit sind, dass der Krieg zu Ende ist.
tagesschau.de: Wie haben Sie von dem Kriegsende erfahren?
Bejarano: Die Amerikaner haben uns in ein Restaurant eingeladen. Die wollten genau wissen, was uns passiert ist. Ich habe zum Glück Englisch gesprochen. Als ich ihnen erzählt habe, dass ich in Auschwitz für die Nazis immer Akkordeon spielen musste, da kam ein Soldat und brachte mir eins.
Hier geht es zum Interview: https://www.tagesschau.de/inland/interview-holocaust-ueberlebende-kriesgende-101.html