Wehrmachtsausstellung: »Die Debatten gingen nicht tief genug«

6. November 2019

Ein Gespräch mit Hannes Heer. Über das Ende der Wehrmachtsausstellung vor 20 Jahren, historische Legenden und den neuen Revisionismus
Interview: Ronald Weber
Eines Ihrer Bücher heißt »Hitler war’s«. Das ist die Legende von der »sauberen Wehrmacht« in Kurzform. Wie funktionierte diese Legende?

Das Grundkonzept lag schon vor mit einer unaufgeforderten Denkschrift von fünf Generälen an den Nürnberger Prozess. In dieser wurde klargestellt: Wir hatten mit Hitler nichts zu tun; wir haben nur unsere Pflicht erfüllt; von den verbrecherischen Befehlen hatten wir keine Kenntnis; und zur SS haben wir keine Kontakte gehabt. Das war die strategische Linie für alle ehemaligen Kameraden, quasi wie ein Befehl. Mit der Gründung der Bundesrepublik kam dann ein anderer Faktor hinzu: Die Angloamerikaner wollten unbedingt eine westdeutsche Armee, schließlich war die BRD im Kalten Krieg jetzt Grenzgebiet. Die Gruppe der ehemaligen Generäle, die dann die Aufstellung der späteren Bundeswehr organisiert hat, hat daraufhin als Vorbedingung gefordert, dass es von seiten der Westalliierten eine Erklärung geben müsse, die die Ehre der Wehrmachtsoffiziere wiederherstellt. Ansonsten rühre man keinen Finger. Das führte dazu, dass Dwight D. Eisenhower 1951 öffentlich erklären musste, dass »ein wirklicher Unterschied zwischen deutschen Soldaten und Offizieren als solchen und Hitler und seiner kriminellen Gruppe bestanden habe«.

Hier geht es zum Interview in der jungen Welt: https://www.jungewelt.de/artikel/366018.verbrechen-des-faschismus-die-debatten-gingen-nicht-tief-genug.html