Denk Mal-Projekt

29. Juni 2024

Vor 150 Jahren – am 10. Mai 1874 – wurde in der ostfriesischen Stadt Leer an zentralem Platz ein Kriegerdenkmal zum Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 eingeweiht. Unter großer Anteilnahme der Bevölkerung und mit viel nationalistischem und völkischem Brimborium fand eine Feier statt, die in der örtlichen Presse ausführlich und mit großem kriegerischen Pathos beschrieben wurde. Vieles nahm hier seinen Anfang, was dann in den Kriegen danach zu den großen Katastrophen des 20. Jahrhunderts führte.

Die KV-Ostfriesland der VVN-BdA nahm dieses „Jubiläum“ zum Anlass, ein weitergehendes Denk-Mal-Projekt in der Stadt Leer zu initiieren, bei dem viele weitere Denkmäler in der Stadt einbezogen werden. So konnte eine große kommentierte Bilderausstellung in den Ausstellungsräumen der Stadtsparkasse Leer im April/Mai 2024 durchgeführt werden. Außerdem wurden zwei geführte Stadtspaziergänge durchgeführt.

Antifa-Spaziergänge

Ein Rundgang zu verschiedenen Kriegerdenkmalen und Gedenkorten für die Opfer des Deutschen Faschismus und der Shoah wurde ebenfalls realisiert. Ein Stadtspaziergang führte zu den Tatorten des Kriegsverbrechers Willi Herold in Leer und endete mit einem Gedenken am Erschießungsort für fünf Niederländische Widerstandskämpfer in Leer.

Vorträge

Es fanden sechs Vortragsveranstaltungen an der VHS Leer statt, die einzelne Aspekte der örtlichen Denkmale behandelten. Dazu gehörte
– das Denkmal Armenischer Kreuzstein (thematisiert wurde Völkermord und Mitverantwortung des Deutschen Kaiserreiches),
– der Gedenkort Königskamp für die Verfolgten Sinti und Roma in Leer (Ausgrenzung in vielen EU-Ländern bis heute), die Kriegerdenkmale zum 1. Weltkrieg in Leer und einzelnen Ortsteilen ( gezeigt wurden die Filme „Der Untertan“ und „Im Westen nichts Neues“),
– die Gedenkorte für die Jüdischen Opfer der Shoah (Ehemaliger Standort der Synagoge und Ehemalige Jüdische Schule Leer),
– das Kriegerdenkmal 1870/71 auf dem Denkmalsplatz Leer
– sowie der „Antifa-Findling“ am Denkmalsplatz Leer (gezeigt wurden die Filme „Der gewöhnliche Faschismus“ und „Nackt unter Wölfen“).

Zum Teil konnten die Veranstaltungen mit historischen Filmen ergänzt werden.

Bekanntheit gesteigert

Ein Projekt dieser Größenordnung hat unser KV erstmalig durchgeführt. Wir stießen personell an unsere Grenzen. Wir haben es geschafft die VVN-BdA wieder bekannter zu machen und sind bei der sehr interessierten Generation 60 plus auf gute Resonanz gestoßen.

Es ist uns leider noch nicht gelungen, die jüngere Generation an die historischen Themen heranzuführen. Aber ein Anfang ist gemacht und viele jüngere Menschen und Antifaschisten treffen wir ja inzwischen häufig bei den örtlichen Aktionen gegen das Erstarken der AfD.

Eine kommentierte Bilderausstellung konnte die KV Ostfriesland in der Stadtsparkasse Leer anbieten.
Foto: Simon Pustelnik
Das Kriegerdenkmal in Leer ist Anlass für die VVN-BdA, ein großes Denk-Mal-Projekt zu initiieren.
Foto: Simon Pustelnik