Reichstagsbrandkontroverse

24. April 2023

Männer in Lodenmänteln

Benzingeruch im brennenden Reichstag: Uwe Soukup aktualisiert überzeugend die Argumente der Gegner der Alleintäterthese Von Leo Schwarz (junge Welt)

Dass die Behauptung, der am Abend des 27. Februar 1933 im Reichstag angetroffene und festgenommene Niederländer Marinus van der Lubbe sei »Alleintäter« bei jener Brandstiftung gewesen, die die faschistisch-konservative Reichsregierung nutzte, um eine unumschränkte Diktatur zu errichten, nicht schlüssig zu verteidigen ist, dürfte mittlerweile eine Mehrzahl der deutschen Zeithistoriker einräumen. Hinter vorgehaltener Hand, versteht sich. Zwar wird die Alleintäterthese nach dem Tod der beiden Hauptprotagonisten – Fritz Tobias und Hans Mommsen – kaum mehr offensiv und ausgearbeitet vertreten, aber noch gibt es einflussreiche Akteure (wie den britischen Historiker Richard Evans, der neuerdings systematisch versucht, jeglichen Zweifel an der Richtigkeit der Alleintäterthese in den Bereich der »Verschwörungstheorie« zu rücken), die ihre Reputation an die »Richtigkeit« dieser These gekoppelt haben.

Und es gibt neben dem hier ebenfalls involvierten Institut für Zeitgeschichte (IfZ) auch noch den Spiegel, für den die Verteidigung der mit der Unterstützung Rudolf Augsteins durchgesetzten Alleintäterthese weiterhin eine prinzipielle Frage ist. Diese Kombination reicht vorerst durchaus noch, um – wie der US-amerikanische Historiker Benjamin Carter Hett 2014 in seinem Buch zum Thema schrieb – in der »sehr kleinen Welt« der deutschen akademischen Geschichtswissenschaft dafür zu sorgen, dass alle, die Karriere machen wollen, keine unerwünschten Fragen stellen.

Hier geht es zum Artikel in der jW: https://www.jungewelt.de/artikel/449449.html