Das neue Buch von Ulrich Schneider „1933 – Der Weg ins Dritte Reich“
8. Februar 2023
Es war eine Machtübertragung an die Faschisten
Herbert Münchow, UZ vom 10. Februar 2023
Was Faschismus war, woher er kam, wer von ihm profitierte, wo und wie er existierte, wie er zu bekämpfen ist – das alles sind Fragen, die sich mühelos durch weitere ergänzen ließen und hochaktuell sind. Die NATO-Kriegsallianz hat die politischen Weichen so gestellt, dass die künftige Entwicklung in eine Katastrophe von weltgeschichtlicher Dimension führen kann. Es macht sich eine Stimmung breit, die an die Zeit des aufkommenden Faschismus in Deutschland erinnert: Gleichschaltung, Heimatfront, reaktionärer Staatsumbau, Repressionsverschärfung, Abbau demokratischer Rechte. Die Befreiungstat der Sowjetunion – alles was an sie erinnert, alles was an die untilgbare Schuld Deutschlands erinnert – sowie der Zusammenhang von Kapitalismus, Krieg und Faschismus sollen aus dem Bewusstsein getilgt werden. Von den bürgerlichen Medien werden die Gehirne für den großen Krieg neu programmiert, sie werden von allem Wissen „gereinigt“.
In dieser Situation, anknüpfend an das Gedenken an die Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz durch die Rote Armee am 27. Januar 1945, erscheint Ulrich Schneiders Buch „1933 – Der Weg ins Dritte Reich“. Erinnern, so heißt es im Vorwort, bedeute auch, „Verantwortliche und Nutznießer der Errichtung der faschistischen Herrschaft und der Entfesselung des Krieges“ zu nennen. Dies sei auch heute noch aktuell, „wenn politische Konsequenzen für die Gegenwart gezogen werden sollen“. Warum und woran ist die Weimarer Republik gescheitert? Ausgehend von dieser Frage behandelt der Autor alle weiteren Fragen zur Entstehung und Entwicklung des deutschen Faschismus. Wenn man nicht behaupten will, Hitler sei ein „Betriebsunfall der Geschichte“ gewesen oder der 30. Januar 1933 sei „schicksalhaft“ über Deutschland gekommen, müsse man sich, so Schneider, mit den gesellschaftlichen Kräften beschäftigen, die ein Interesse an der Errichtung und dauerhaften Festigung der faschistischen Herrschaft hatten. Es geht dabei „um die in der betreffenden Gruppe vorherrschende Tendenz, die insbesondere von den in ihr hegemonialen Kräften vertreten wird“.
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