»Das Vermächtnis der Überlebenden weitergeben«

26. März 2022

Aus Angriffen ging die VVN-BdA gestärkt hervor. Ein Gespräch mit Ulrich Schneider und Florian Gutsche Von Kristian Stemmler

Von der Gründung an stand die VVN unter Druck. Schon in den 50er und 60ern geriet sie im Zuge der Hatz auf Kommunisten ins Visier der Staatsmacht. Wie hat sich das ausgewirkt?

Ulrich Schneider: Die Angriffe begannen 1951 mit den »Blitzgesetzen«. VVN-Mitglieder wurden aus dem öffentlichen Dienst entlassen. Der gesamtdeutsche Rat und mehrere Landesverbände wurden verboten. Auch in der DDR wurde die VVN als Bündnisorganisation 1953 aufgelöst. In der BRD galt sie als »kommunistische Tarnorganisation«.

1971 wurde die VVN zum Bund der Antifaschisten erweitert. Welchen Hintergrund hatte das?

U. S.: Der Aufstieg der NPD ab Mitte der 1960er Jahre zeigte: Alte und neue Nazis bleiben eine reale politische Gefahr. Im Kampf gegen die Notstandsgesetze verteidigte man demokratische Freiheiten, und Studenten fragten nach faschistischen Traditionen an den Universitäten. Antifaschismus war politisch präsent. Es ging nun darum, das Vermächtnis der Überlebenden an die jungen Generationen weiterzugeben und sie für die Zukunft des Antifaschismus in die VVN zu integrieren.

Was bedeutete der Kampf gegen die Aberkennung der Gemeinnützigkeit ab 2019?

Florian Gutsche: Es gab immer wieder Versuche, die VVN-BdA aus dem öffentlichen Diskurs zu verdrängen. Glücklicherweise gelang das nie vollständig. Dennoch war für uns die Aberkennung der Gemeinnützigkeit erst einmal ein Schock und hat für viel Stress gesorgt. Aber sie war auch Auslöser für eine solidarische Eintrittswelle und eine Vielzahl neuer Aktivitäten. Letztlich konnten wir aus dem Angriff gestärkt hervorgehen. Durch die Diffamierungen des Verfassungsschutzes kann es allerdings jederzeit wieder zu Angriffen gegen uns kommen.

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