»Antifaschismus – eine Selbstverständlichkeit«
28. Mai 2021
Andreas Speit interviewt Esther Bejarano
Antifa-Magazin »der rechte rand« Ausgabe 190 – Mai / Juni 2021
Sie ist 96 Jahre alt und aktiv. In der Bundesrepublik dürfte Esther Bejarano eine der ältesten aktiven Antifaschist*innen sein. Die Musikerin überlebte das KZ Auschwitz-Birkenau und weitere Konzentrationslager, wanderte nach der Befreiung nach Palästina aus und zog 1960 wieder zurück nach Deutschland. Heute lebt sie in Hamburg, ist Vorsitzende des Auschwitz-Komitees und Ehrenvorsitzende der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten. Die junge Frau aus dem Mädchenorchester in Auschwitz stand Jahrzehnte auf der Bühne, auch mit Microphone Mafia. Bei Demonstrationen, Kundgebungen, Prozessen und Feiern ist Andreas Speit immer wieder Esther Bejarano begegnet.
drr: Du bist nicht zufällig Sängerin geworden? Im jüdischen Kulturbund hast du schon 1936 gesungen und gesteppt.
Esther Bejarano: Die Liebe zur Musik weckte mein Vater. Sie rettete mir mein Leben. In Auschwitz musste ich den Schlager „Du hast Glück bei den Frauen, Bel Ami“ mit dem Akkordeon vorspielen. Ich hatte zuvor das Instrument noch nie gespielt. Mir gelang, das Lied zu spielen – sonst wäre ich elendig zugrunde gegangen.
Das Mädchenorchester in Auschwitz war eine zynische Idee?
Wenn die Arbeitskolonnen aus dem Lager marschierten und zurückkamen, standen wir am Tor und spielten. Später ließ sich die SS einfallen, dass wir spielen mussten, wenn neue Transporte aus ganz Europa auf besonderen Gleisen ankamen. Wir wussten: Diese Menschen aus den Zügen gehen sofort in die Gaskammer. Die Menschen winkten uns noch zu und dachten wohl, da, wo die Musik spielt, könne es nicht so schlimm sein.
Hier ist das vollständige Interview: https://www.der-rechte-rand.de/archive/7507/interview-esther-bejarano/