FIR* erinnert an die antisemitischen Pogrome von 1938
9. November 2019
In diesen Tagen des Novembers fanden in mehreren europäischen Ländern öffentliche Gedenkveranstaltungen aus Anlass des Jahrestages der Novemberpogrome gegen jüdische Menschen im faschistischen Deutschland von 1938 statt. Beginnend am 7. November in Nordhessen wurden bis zum 10. November fast 200 Synagogen geschändet oder in Brand gesetzt, tausende Wohnungen und jüdische Einrichtungen demoliert und etwa 30.000 jüdische Männer in die Konzentrationslager Buchenwald, Dachau und Sachsenhausen verschleppt.
Die Erinnerung an diese rassistischen Verbrechen wird insbesondere durch die Zivilgesellschaft getragen. So organisierte die VVN-BdA in Kassel am 7. November einen Gedenkgang durch die Stadt auf den Spuren von Ausgrenzung und Verfolgung jüdischer Bürger. Gleichzeitig wurde an die Ausgrenzung von Flüchtlingen und anderen Menschen in Not erinnert. Das Netzwerk UNITED unterstützt dieses Gedenken seit mehreren Jahren mit Plakaten und anderen Materialien. In vielen anderen Städten – nicht nur in Deutschland – haben sich Menschen an Gedenkaktionen beteiligt.
Anders als im vergangenen Jahr waren offizielle Gedenkveranstaltungen nur selten zu erleben. Und es ist ein politischer Skandal, dass vor wenigen Tagen in Deutschland ein Verwaltungsgericht in Bielefeld entschied, dass eine neonazistische Solidaritätskundgebung für die verurteilte Holocaust-Leugnerin Ursula Haverbeck am 9. November, dem Gedenktag für die Opfer der rassistischen Pogrome stattfinden darf. Politisch Verantwortliche und die Justiz, die solche neonazistischen Exzesse zulassen, sind unglaubwürdig, wenn sie sich mit bewegten Worten über zunehmenden Antisemitismus beklagen.
Die FIR und ihre Mitgliedsverbände erklären in aller Deutlichkeit: Wir brauchen keine Sonntagsreden gegen Rassismus und Antisemitismus, sondern klare Haltung gegen rechts. Wir brauchen den gesellschaftlichen Widerstand, der in den verschiedenen Formen deutlich macht, was wir seit vielen Jahren anlässlich des Jahrestages der Reichspogromnacht 1938 propagieren: „In unseren Städten ist kein Platz für Neofaschismus, Rassismus und Antisemitismus.“
Alle Antifaschisten sind anlässlich dieses Jahrestages nicht nur gefordert, der Opfer der faschistischen Verbrechen zu gedenken, sondern sie sind aufgerufen, alles dafür zu tun, eine Gesellschaft zu schaffen, in der Ausgrenzung, Verfolgung aus Gründen des „Andersseins“ bis hin zu den brutalsten Formen der Massenvernichtung nicht mehr möglich sind. Wir brauchen eine Zivilgesellschaft sowie Politiker, die die Losung „Nie wieder!“ tatsächlich glaubwürdig vertreten und täglich aufs Neue erstreiten.
*FIR (Internationale Föderation der Widerstandskämpfer – Bund der Antifaschisten)