Esther Bejarano: „Das ist meine Rache an den Nazis“

24. Oktober 2019

Als junge Frau überlebte sie Auschwitz. Heute, mit 94 Jahren, singt und tanzt sie auf den Bühnen der Republik gegen Hass und Gewalt, für Menschlichkeit. Begleitet wird sie dabei von einer deutsch-türkisch-italienischen Rap-Gruppe.

Elz – Mehrmals standen die rund 600 Besucher im Bürgerhaus Elz auf, um Esther Bejarano Respekt zu zollen und ihr Applaus zu schenken, so bewegend war dieser Abend. Bereits zur Begrüßung durch Stefan Schneider, Bezirksvorsitzender der Gewerkschaft Verdi Limburg-Weilburg, war spürbar, wie großartig der Abend werden würde. „Die Zahl der Besucher übertrifft deutlich unsere Erwartungen“, sagte Schneider, „das ist ein klares Zeichen gegen Antisemitismus und Rassismus.“ Und der Applaus war groß.

Nummer 41948

„Wenn ich hier oben stehe, rede, singe, tanze und lache, dann ist es meine Rache an den Nazis“, sagte Esther Bejarano. Die heute 94-Jährige hat das Konzentrationslager Auschwitz überlebt. Im Alter von 18 Jahren kam sie mit einem Transport im Viehwaggon nach Auschwitz. Direkt nach der Ankunft fand die erste Selektion statt, ihr wurde der Kopf geschoren, die Würde genommen. Ihr wurde die Nummer 41948 eintätowiert. „Namen wurden abgeschafft, wir waren nur noch Nummern“, liest sie aus ihrem Buch vor. Sie hatte dann das Glück, dass sie in das Mädchenorchester kam. „Sonst wäre ich verreckt.“

Viele Besucher in Elz bewunderten, mit welch starker Stimme Esther Bejarano aus ihren Erinnerungen las und dass sie überhaupt in der Lage war, von diesen Zeiten zu sprechen, ohne dass ihr die Stimme brach. Bejaranos Großmutter väterlicherseits war Christin, nach der verqueren Logik der Nazi-Ideologie war die junge Frau also zu einem Viertel arisch. Dies bedeutete für sie, dass sie ins KZ Ravensbrück geschickt wurde. Dort arbeitete sie bei Siemens in der Montage. Im Januar 1945 seien die Mischlinge zu Ariern erklärt worden. erzählt die 94-Jährige. „So ein Schwachsinn! Wie viele Mischlinge hatte man schon ermordet“, kommentiert sie. „Ich nutzte die Vorteile, die sich dadurch ergaben, doch im Herzen blieb ich Jüdin.“

Hier geht es zum Artikel in der Frankfurter Neue Presse: https://www.fnp.de/lokales/limburg-weilburg/auschwitz-ueberlebende-elz-meine-rache-nazis-13138038.html

Foto: weltnetz.tv