Nach dem Lübcke-Mord: Naziterror kleingeredet?

25. Juni 2019

Hans-Gerd Öfinger, Elisa Nowak 23.06.2019  www.der funke.de

Der Mord an dem Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke (CDU) am 2. Juni 2019 und das Verhalten der Staatsorgane werfen sehr viele Fragen auf. Sollen die Gefahren des rechten Terrors kleingeredet und die Rolle der Staatsorgane vertuscht werden?

Als sich die Nachricht vom Tod Lübckes durch Kopfschuss verbreitete, brach in sozialen Netzwerken ein freudiges Triumphgeheul rechter Kreise los. Lübcke stand im Visier gewaltbereiter Rechter, weil er 2015 die Unterbringung von Geflüchteten befürwortet und ein friedliches Zusammenleben angemahnt hatte. Er bekamm Drohbriefe. So lag ein politisches Motiv nahe, zumal der Tatort Wolfhagen-Istha vor den Toren Kassels liegt und die Nordhessen-Metropole Hotspot und Drehscheibe der militanten Neonaziszene ist.

Mit Beate Zschäpe in der Bierkneipe

Zur Szene in Kassel gehört auch „Combat 18“, eine SA-ähnliche bewaffnete Ordnertruppe, die bei Rechtsrockkonzerten auftritt. Die Männer trafen sich jahrelang in einer Kasseler Gaststätte, bis sie von den Betreibern nach zähem Kampf herausgeworfen wurden. Wie die Gastwirtin berichtete, habe etwa zur Zeit des Mordes der Terrorbande NSU an dem Internetcafébetreiber Halit Yozgat 2006 auch die damals untergetauchte NSU-Terroristin Beate Zschäpe das Lokal aufgesucht.Yozgat ist wie Lübcke eines von über 190 Todesopfern rechter Gewalt seit 1990.

Fest verwurzelt in dieser Szene ist der mutmaßliche Lübcke-Mörder Stephan E., der eine lange Karriere als Bombenbastler und Totschläger hinter sich hat, 2002 für die NPD Wahlkampf machte und 2009 am brutalen Überfall auf die Dortmunder DGB-Maikundgebung mitwirkte. Von seinem Kasseler Wohnhaus konnte er über die Autobahn in 20 Minuten zum Tatort in Istha fahren.

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