Der Widerstand gegen den Faschismus begann am 30. Januar 1933 – und nicht am 20.Juli 1944

20. Juli 2018

In der BRD brauchte es lange, um das Gedenken an den Widerstand gegen den Hitler-Faschismus würdig zu begehen. In den Mainstreammedien und der offiziellen Politik wird vor allem des bürgerlichen Widerstands gedacht. Bewusst vergessen wird der Widerstand aus den Arbeiterparteien KPD und SPD und den Gewerkschaften. Während z. B. die Widerstandskämpfer um Stauffenberg Hitler töten und den Faschismus stürzen wollten, erkannten sie jedoch nicht die Ursachen für den Faschismus und strebten eine bürgerliche Demokratie an, ohne die kapitalistischen Eigentumsverhältnisse antasten zu wollen.

Anders die Widerstandskämpfer aus den Arbeiterparteien und den Gewerkschaften, die für die Beseitigung des kapitalistischen Systems standen. Aus diesem Grund wurde und wird in der BRD der Widerstand der ArbeiterInnen verschwiegen. Leider erinnert sich auch die SPD nicht immer an die eigenen Genossinnen und Genossen, die zwischen 1933 und 1945 ihr Leben im antifaschistischen Kampf riskiert und zu oft verloren haben. Im Folgenden wird der Inhalt eines Flugblatts der SPD Berlin-Charlottenburg aus dem Jahre 1959 wiedergegeben, in dem die Haltung der Parteiführung zum 20. Juli kritisiert wird.

„Der Artikel stellt die Verschwörergruppe des 20. Juli als das Zentrum des innerdeutschen Widerstandes gegen den Faschismus, das Attentat als einzig sichtbaren Beweis dieses Widerstandes dar. Die Leute also, die als Steigbügelhalter des Nationalsozialismus in die Geschichte eingegangen sind, die an der Niederschlagung des wirklichen Widerstandes, des Widerstandes des Proletariats nämlich, beteiligt waren und die im Nationalsozialismus den Retter vor der proletarischen Revolution sahen, die sich selbst als Totengräber der Freiheit und Demokratie betätigt haben, sie werden zu DEN Freiheitshelden der Nation und zu nachahmenswerten Demokraten [gemacht].

Sicher ist der Widerstand des Proletariats in der bürgerlichen Geschichtsschreibung nicht zu finden. Sicher findet man nichts oder wenig darüber, daß dieser Widerstand selbst in den mit Arbeitern, jüdischen Bürgern und linksstehenden Intellektuellen gefüllten KZ´s und Zuchthäusern vorhanden und durch grausamsten Terror nicht zu brechen war, und das nicht erst seit 1944. Man hat ihn absichtlich totgeschwiegen, weil man bei allen sich später ergebenden Gegensätzen doch darin mit Hitler übereinstimmte, daß die proletarischen Organisationen vernichtet werden mußten, wenn man sich selbst erhalten wollte. Die Zerschlagung der proletarischen Organisationen fand also durchaus die Billigung der westlichen Demokratien, die sich heute als „Freie Welt“ bezeichnen, jedoch im Falle einer ernsthaften Bedrohung ihrer Machtansprüche mindestens zu denselben Methoden greifen würden, wie es heute Frankreich beweist. [Gemeint waren die französischen Kolonialkriege.] Auch die Proklamation der Kollektivschuld des deutschen Volkes gehört in diesen Bereich des Kampfes gegen das Proletariat…

Die Männer des 20. Juli, besonders die Offiziere, aber sahen – mit wenigen Ausnahmen – in Hitler den Vertreter ihrer Interessen. Sie dienten ihm so lange treu und bedingungslos, bis sie befürchten mußten, mit in den Untergang gerissen zu werden … und nun versuchten, durch die Opferung ihres bisherigen Götzen ihren eigenen Kopf und vor allem ihr eigenes Gesellschaftssystem, d.h. ihre Machtpositionen, zu retten… Die Freiheit der Bourgeoisie, die Freiheit der Besitzenden, ist aber nicht die Freiheit des Proletariats. Echte Freiheit und Demokratie lassen sich nur durch den Sozialismus verwirklichen.“